3004_#pwME_Kardiologin 2023 in Hybris gefangen

lang angestanden, musste ich also auf den Hometrainer. Ich gab mein Bestes, das da war 60% Leistungseinbusse von Gesunden. Die Kardiologin, danebenstehend, informierte mich darüber, dass alte Menschen das leichte Programm, das leichteste, das sie eingestellt habe, besser bewältigten als ich. Sie äusserte, dass ich nicht an meine Grenze und nicht über meine Grenze gehen würde, sie sei sicher, ich könne viel mehr.

Ich hatte im Vorab dicht im Schnellkurs erklärt, dass bei ME die Mitochondrien Energie nicht richtig gewinnen und verwerten können. Dass alle Organe von Mitochondrien bevölkert seien, am meisten das Herz.

Die Kardiologin gab zwar zu, dass mein diastolischer BD behandlungswürdig sei, mein Herz ansonsten einwandfrei.

Ich fragte: wie kann mein Herz einwandfrei sein, wenn ich eine 60% Leistungseinbusse auf dem Hometrainer habe?

Sie sagte: das ist, weil sie nur noch rumliegen.

So. Hätten wir das also hinter uns. Den Crash nach 48h abwarten. Schade, ist Madame Hybris dann nicht da. Aber weniger schön finde ich, dass das Medikament, das ich für mein diastolisches Problem und die Ödeme testen wollte, in der Schweiz nicht erhältlich ist, nicht lieferbar, in Deutschland aber natürlich schon. Wieder mal ein Classic!

Man ist schlecht beraten, in einem so einseitigen und so selektiv priorisierenden Inselstaat wie der Schweiz eine seltenere Krankheit zu haben. Ich bin ja schon zwei, dreimal an die Grenze zu Deutschland gefahren, um dort Medikamente zu holen, die man hier einfach nicht bekommt. Ich bin hier in der Schweiz versichert, aber ehrlich gesagt, mit meiner Erkrankung habe ich es aufgegeben, die Versicherungen und Ämter um Hilfe beim Alltag anzuschreiben, die Abklärungen für eine Putzhilfe zogen sich acht Monate in die Länge, worauf man mir ein Blatt voller Zahlen schickte, die ich nicht verstand.

Ich habe dann die Psychiatrie-Spitex (die ich nicht benötige, aber das einzige, was man rasch einfädeln kann), kommen lassen und erklärt, dass ich Hilfe im Haushalt und beim Einkaufen benötige, unregelmässig, mal wenig, mal viel, je nach Zustand, und dass ich diese Abklärungen nicht allein machen kann, da ich die Amtsfloskeln nicht verstehe. Ich sagte: ich brauche zuerst jemand, der einem erklärt, wie man bei den Versicherungen und Ämtern etwas anfordert! Ohne dieses Zwischenglied, werden die Ämter alles tun, um sich zu drücken und sich in Briefen so zu formulieren, dass ich es fallen lasse.
Es versandete.

Noch was Anderes: Der Rand ist da. Es gibt ihn. Von der Mitte aus erodierend. Er beisst auf die Zähne. ( In Frankreich geht’s ein bisschen anders zu.)

Es kann ohne Gemeinschaft keinen Streik geben. ( sagte neulich ein ehemaliger Fabrikarbeiter aus den Sechzigerjahren in einer Doku über die Arbeiterbewegung.) Er hat somit ausgesprochen, was unser Problem ist.

Es ist gravierend, erschreckend. Denn es ist wahr. Erzogen zum Individualismus ist nun da kein Gemeinschaftsgefühl mehr, und die begehrte Freiheit, die wir erringen wollten, ist ein raffinierter Zwinger geworden, in dem wir uns selbst gefangen halten.
Wir sind nur uns selbst und keiner Gruppe zugehörig, keiner Gesinnung. Wir haben unsere Identität, unser ganzer Stolz und unser Schrecken. Aber indem wir uns nur mit uns selbst identifizieren, können wir nicht gemeinschaftlich kämpfen. Perfid, weil wir ja, trotz Identität und Individualismus, den unterschiedlichsten Bewertungsmustern und Entlöhnungskategorien ausgesetzt sind, einer tiefen und immer grösser werdenden Ungerechtigkeit. Der Neoliberalismus hat ja die Gemeinschaft zerstört und das Individum erfunden. Das modulierte und modulierbare Individuum. Der Mensch soll das Gefühl haben, er sei wer. Aber das ist nicht so. Die Symbolik des Geldes und der Belohnungsmuster spricht Bände.

Zurück zum meiner letzten Ärzteerfahrung. Oft frage ich mich, ob die Ärzte, die solange Medizin studiert haben, und dann so frappante Lücken aufweisen, ob die vielleicht nur ganz oberflächlich studiert und also den Stoff einfach so ein bisschen einstudierten, wie ich früher das Betriebswirtschaftsbuch.
Ich meine, man kann ein Betriebswirtschaftsbuch niemals verstehen, wenn man nicht die Sache Geld versteht.
Dasselbe gilt für die Medizin /med. Fachrichtung: Man kann sie nicht verstehen und anwenden, wenn man nicht den Organismus versteht und miteinbezieht.

Ich habe schon das einfachste Bild genommen, um den hochstudierten Ärzten ME zu erkären:

Sie haben einen kaputten Motor und giessen weiter Sprit in den Tank, giessen und giessen.
Sie werden die Maschine nicht zum laufen bringen, im Gegenteil, es kommt zu neuen Schäden.

Dasselbe Beispiel hätte ich gestern auf dem Hometrainer erwähnen sollen, aber mir fiel dann wegen der Hitze und Luftknappheit,
dem brennenden Laktat in den Beinen das Sprechen schwer. Auch wäre es vergebliche Mühe gewesen. Und darin habe ich mich genug versucht.

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