3004_das ärgerlichste Resumée ever 2

Auf der Höhe meiner natürlichen Grausamkeit liess ich im Frühling Zweiunddneunzig meinen lieben, weinenden Freund auf halben Weg den Hügel zur „oberen Hube“ (mein Wohnort, zuoberst am Hügel) stehen… ich hatte noch im Gehen Schluss gemacht…. und wollte einfach nur weg von diesem jämmerlichen, weinenden, lamentierenden Jungen. Es war alles oke gewesen in dieser, meiner ersten Beziehung (mit Sechzehn, er Zwanzig), er war feinfühlig, lieb und gescheit (machte den Gymer), aber ich hatte einfach nach drei Monaten die Schnauze voll und wollte einen andern, einen mit einem schweren Christuskreuz über dem schwarzen Hemd, umzirzen….

Und in diesem Moment, weder vorher noch nachher, habe ich mir irgendeinen Gedanken über mein Verhalten gemacht, habe es tunlichst unterlassen, mich in seinen Schmerz hineinzuversetzen. Er hatte mich offenbar gern gehabt und wollte nicht, dass ich ihn mitten auf der Strasse stehen liess respektive abhängte.

Später wurde er dann offenbar klinischer Psychologe, ich traf ihn mal im Zug …. weiss an den Schläfen….. eckig geworden an Ausdruk und Gestalt. Ich glaube, ich war noch die wie damals, aber er, er war ein eiskalter Erwachsener geworden, der nur noch in eckigen Sätzen der Konvetion und des Blabla mit mir sprechen konnte. Ich denke nicht, dass er mir grollte. Aber indem ich ihn so billig verlassen habe und er weinte, in dieser Jagd den Hügel hinauf, habe ich erfahren, dass ich einen Mann tief berühren kann. (wenn auch nur in der Jugend) Später hatte ich nie wieder den Eindruck, auf irgendeinen Mann irgendeinen nachhaltigen Eindruck zu machen, und dieses lose Fluid, die Seele, da, in einem dieser Männer zu erreichen. Wirklich zu erreichen.

Ich könnte daraus schliessen, dass es eine angenehmere Weise gibt, sich auf einen Menschen einzulassen, als ganz offen.
Dass viele Menschen (Männer) die Kunst des Selbstschutzes komplett beherrschen. Auch in dem, was sie „Liebe“ nennen.

Das alles ist nur Gekädere. Und ich habe mir vorgenommen in meinem Testimony dieses Thema nur auf eine elegante, kryptische Weise einzuflechten, als eine Art schwer fassbare Melancholie, die über der Natur schwebt …. die sich Auswege sucht und Ausflüchte aus dem Körper hinaus …. ich beschreibe die verschiedenen Flugmöglichkeiten der Vögel.

…. dieses Testimony wird sehr sehr langweilig, das kann ich schon sagen. Eine Art frühes Alterswerk, in dem, so hoff ich, alle Spuren des Trivialen und Fleischlichen getilgt sind.

(19.5.22)

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