Viel weiss ich nicht darüber.
Es ist ein grosser Bau, Innen weiss und Aussen grau.
Vielleicht ein paar Risse in den Mauern,
gross genug für die Eidechsen, zum Hindurchschlüpfen.
Und es steht vielleicht im Urwald.
Mehr kann ich darüber nicht sagen.
Denn nie war ich da. Ach ja: lang sind die Gänge,
Linoleum, verlegt, mehrmals, Spuren von hingekarrten Betten.
Und Pfeile, himmelblau, die vielleicht in den OPs führen,
nach fünfzig schwer entschiedenen Abzweigungen.
An jeder Ecke ein Rollsack vollgestopft mit Hemden.
Entsorgt durch ein Kippfenster in der Wand.
Hemden, Hemden, klein zerknüllt oder schmiegeloser Falz.
Und eine Luft, die du nicht wählen kannst, die du
atmest, säuerlich-süss, steriliumgetränkt, obwohl keiner da ist.
Eine Luft, die du nicht atmen kannst. Und doch: jetzt musst du!
Hier kann nichts brennen, Feuer fangen. Zugewachsen
die beiden Eingänge, ehemalige Graffitikunst, vergilbt.
In Betrieb noch eine Feuerleiter. Führt aufs Dach, zehnmal
so gross wie ein Tennisplatz, von einem rostblättrigen Geländer
umzäunt. Dir knapp zur Leiste reicht.
Nun halt dich fest, grosses Kind und geniesse den Anblick!
Nichts als Bäume, verschlungenes Grün, Urwald, richtungslos,
soweit das Auge reicht, nichts als Verirrung. Halt dich fest, du
grosses Kind, auch wenn du nicht atmen kannst, weil eine Art
Heimweh dich quält. Du hast keine Wahl.
Und mehr kann ich auch nicht sagen.
(2.11.21)