Portrait_Mark

Niemand wusste, ob es da einen Vater gab. Auf den Meeren? Oder Diplomat?
Die Mutter hatte langes, langes, fettendes Haar. Lieb und verwirrt steckte sie die Kerzen in den Kuchen, aber verkehrt, an Marks Elftem Geburtstag.

Bis auf mich und zwei andere sagten alle ab, die Eltern entscheiden schliesslich, mit wem das Kind den Kontakt pflegt.

Mark war ein Dreikäsehoch, der Kleinste der Klasse. Weil er nur wackelnd sitzend konnte, sprang der Pantoffel von seinem Fuss durch die Luft, ich lachte mich krumm und musste vor die Türe.

Mark hatte ein kleines Heft, in das es in jeder freien Minute, Zahlen hinein kritztelte. Lichtgeschwindigkeit; das war es, was er berechnete.

Am Frühjahrsfest im Wald überassen sich alle Schüler wie immer an den Würsten und am Küchen. Viele übergaben sich auf dem Rückweg im Halbdunkeln, ihre Eltern gaben den Würsten Schuld.

Mein Vater erzählte, wie Mark, der quitschfidel war, in der Dämmerung seine Hand ergriff, und auf dem ganzen Rückweg nicht mehr losliess. Jahre später noch erzählte er das. Mein Vater hatte nur zwei Töchter. Keine der beiden interessierte sich für Lichtgeschwindigkeit.

Bald zog Mark weg.

Viele Jahre später schickte er mir eine Postkarte von seiner Meerumsegelung. Er schrieb so wüst, dass ich kaum ein Wort lesen konnte.

Er verfasste die Karte in Englisch, weil dies die internationale Sprache war, die man auf der ganzen Welt, (auch unter Physikern) sprach und verstand.

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(30.7.22)

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