Ich hatte einen langen schwarzen Mantel. Mit dem schritt ich immer wieder aus gegen lang gezogene schwarze Wolken. Da wurde aus meinem Mantel eines Tages ein Wolkenmantel. Schwarz, lang und ach so schwer trug ich ihn auf den Dachboden und legte ihn dort über einen aufgeklappten Koffer, der noch brannte vom Aufbruch einer kurzfristig abgebrochenen Reise.
Da ich keinen Mantel mehr besass, besorgte ich mir ein Tuch und band es mir als Wickelkeid, lang, schwarz und schwer, dutzendfach um meinen Körper. Mit dem Wickeltuch schritt ich dann gegen die Wolken an, lang gezogen und schwarz. Als aus meinem Tuch ein schleppendes Wolkentuch wurde, aber ach so schwer. Also trug ich es auf den Dachboden und legte mein langes schwarzes, schweres Tuch über den langen schwarzen, so schweren Mantel, der dort den Koffer zudeckte, aus dem es noch brannte vom Abbruch einer langfristig geplanten Reise.
Ich hatte keinen Mantel und ich hatte kein Tuch, doch weil ich verreisen musste, nahm ich den langen schwarzen Mantel, der so schwer war und das lange schwarze, schleppende Tuch, das ebenso schwer war und schritt mit dem Koffer, aus dem es noch brannte von den zwei aufeinanderfolgenden, überraschdenen Vorkommnissen; dem Aufbruch und Abbruch der Reise gegen die Wolken aus. Als ein schwerer Wolkenmantel mich, mein gerolltes, langes schwarzes schweres Wolkentuch, den langen schwarzen, schleppenden Wolkenmantel und den brennenden Koffer unter sich begrub.
Ich bin nicht sicher, ob ich noch lebe, oder ob ich nur verletzt bin. Auch weiss ich nicht, ob sie kommen, mich zu bergen, wie sie es stumm zu tun pflegen im Zwischenraum zwischen Dach und Boden. Zumindest wenn ich tot bin, werden siel Mäntel und Tücher über mir auslegen, damit ich, obschon tot, keinen weiteren Verletzungen mehr ausgesetzt bin. Einer wird den brennenden Koffer nehmen und damit die Reisen ausführen, die ich nicht getan habe. Und so seinen Durst löschen.
(22.8.2020)
Du: „Hier kein Dach – dort kein Boden“
Agnès Varda: „Sans toit ni loi“ (1985)