Arte Doku schauen_und Auszug:Verschwinden

die fast fünfstündige Doku über den amerikanischen Bürgerkrieg ist: wie die fortlaufende Halluzination (von Technicolor in Schwarzweiss) wechseln.

Etwas, das ich nie verstehe, ist diese Heroisierung von Kriegsgenerälen und Heeresführern, sobald der Krieg zur Geschichte wird.
So wird in dieser Arte Doku zum Beispiel der Oberbefehlshaber der US-Armee, Ulysses S. Grant, als Held dargestellt, obschon er „nur dann nicht soff, wenn seine Frau zu Besuch kam, weil ihm sonst langweilig war“. Ulysses S. Grants Fähigkeiten als Kriegsherrscher fallen und steigen, je nachdem, ob er gerade eine Schlacht gewonnen oder verloren hat. Die Schlacht bei Gettysburg war entscheidend für seinen Ruhm, weil der Oberbefehlshaber der Konföderierten, (auch ein Mann bekannt für seinen finsteren, eiskalten Blick), Fehler an den Flanken machte und halt ein viel kleineres Heer besass.
Leeds hatte zwar selbst keine Plantage und Sklaven, er war ein Befürworter der Union, aber er war doch der Meinung, dass es die Weissen sind, die unter dem Problem der Sklavenfrage zu leiden haben, die Schwarzen selbst seien hier unter der Disziplinierung besser aufgehoben als in Afrika. Ulysses S. Grant, der schon zu seiner Zeit ein aktiver Antisemit war, kam nach der Kapitulation von Leeds auf seinem Pferd dahergeritten, übermenschlich und gross, soll er ausgesehen haben…

… und dann wurde der General, an dem man anfangs gezweifelt hatte, sogar der 18. Präsident der Vereinigten Staaten! Der 16. Präsident (vor ihm? war der 17. Präsidentenstuhl unbesetzt?) war da Abraham Lincoln, dem es offenbar egal war, dass schon Zwölfjährige Jungs in diesem blutigen, bestialischen Kampf ihr Leben liessen.

Aus meinem Manuskript: Verschwinden:

„Aber diese Sache mit dem verschwundenen Geschichtsbuch hatte einen Haken: ich musste mir für über vierzig Franken ein neues Geschichtsbuch anschaffen. Als es nach vielen Wochen endlich geliefert wurde, klappte ich es da auf, wo sie stehengeblieben waren. Es war eine Stelle, die weit zurück lag, aber mir kam es vor, als kannte ich sie schon: Kriegsmaterial, viele Schlachten, Kriegsherren mit Namen, Könige und Herzogtümer, komplizierte Handelsverträge- und Brüche, Kämpfe zwischen Despoten. Das waren die Fakten. Ich erinnere mich nicht, dass wir in diesem Buch jemals wirklich die verschwundenen Menschen durchgenommen haben. Vielleicht habe ich darum im Geschichtsunterricht immer Tucs gegessen.“

Mit Halluzination kann ich nur die Effekte meinen, die die Bilder der Doku und ihre Zusammenstellung, zusammen mit meinen eigenen Umständen (daliegen im völligen Dunkeln) auf meine Sinnesreize haben.

 

 

Tags: No tags

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *