Das war ja vorauszusehen gewesen, bei einem mindestens 60jährigen Abtritt.
Ich rief den Klempner an und berechnete zwei verschiedene Kostenvoranschläge.
Der Pikettdienst versprach noch am gleichen Abend zu kommen, das fand ich
erstaunlich, denn es war Sonntag.
Sonnenlicht flutete auf den Kachelboden vor dem Bad. Dann stand er plötzlich da.
Nicht meine Briefe und Annäherungen hatten ihn dazu bewogen,
den wochenlangen Bruch (die initierte Entzweihung) mit mir aufzuheben,
sondern ein sanitärer Notfall in unserem Block (und da in meiner Wohnung).
Zwischen uns waren bumerang-artige verbale Verletzungen hin und her gegangen.
Für ihn war Streit mit mir eine existentielle Bedrohung, für mich … schlimm, weil für ihn bedrohlich. Aber eigentlich unwichtig.
Bereits mitten in einem Schlagabtausch stieg
eine Belustigung in mir auf, eine Freude wie
eine übermenschliche Kraft! Keine Umstände können meiner Liebe für dich
etwas anhaben. Ich bin eine Spätliebende mit genau zwei Perspektiven:
dem Tod und der Liebe! Meine Erkrankung ist zuständig für diese relaxte Perspektive!
Wollte ich ihm sagen, wenn ich den Streitumständen zuwenig Beachtung
schenkte. Den Umständen, die er vielleicht sammelte, fand und hortete, um
einen ganzen Bunch Gründe zu haben für die endgültige Entzweihung.
(dabei braucht das Ende einer Liebe ja gar keinen Grund, man kann auch Gefühle fristlos kündigen.)
Existentiell war für mich nicht, dass wir uns in vielen Themen nicht verstanden.
Existentiell war für mich die Frage, wie wir die Liebe für ihn wieder herstellen.
In jedem, dieser konfliktreichen, vitalen Momente, in dem sie für ihn verloren ging.
(durch sein eigenes von mir Entzweihtsein). In diesen Momenten zitterte ich!
Was ihn von mir trennt, kann ich nicht verstehen. Aber es muss (wenn nicht
mit meiner krummen Nase) irgendetwas mit diesen Umständen des Lebens zu tun haben, die keine Bedeutung mehr für mich hatten. Ich könnte kein einziges Beispiel nennen, ausser, dass ich ihm einmal, als er mit mir schon halbwegs bis ganz Schluss gemacht hatte, ein Dankeschön schuldig blieb, dafür, dass er mir die Post aus dem Briefkasten nahm, ohne, dass ich ihn darum gebeten hatte. Ich war verreist, unter anderem, um über uns nachzudenken.
Wir umarmten uns. Tonnengewichte fielen von mir ab. Dann griff er
nach dem Werkzeugkasten und drehte die altmodische Spülung auf.
Mach’s nicht!“, bat ich ihn. Und sah, wie sein Arm bis zum Ellbogen
in der Schüssel versank.
„Mach DU DAS nicht für mich!“
Verdammtes Drecksleben!
(14.9.2020)