Als sie noch ein Paar waren respektive ein Dreiecksgespann; sie, er und der Hund; sagte sie
einmal zu ihm: „Bitte, bitte ärgere dich nicht über mich, aber manchmal bin ich sogar
eifersüchtig auf deinen Hund! Nicht, dass ich dich nicht genug liebe, aber du liebst eben auch sehr
deinen Hund! Oh, wie du deinen kleinen, geliebten Racker heute in die Arme nahmst! Wie du
ihn geliebkost hast und geknuddelt, vor meinen Augen! Nicht, dass ich ihn nicht mag,
deinen Hund, nein, ich mag ihn sehr gern, das versteht sich doch von selbst (wer mag ihn
nicht?): Wie er mich heute anschaute mit grossen, traurigen, neugierigen Augen! Während du
dich über mich beugtest und meiner Brust ein schnelles und konzises „Hallo“ sagtest, schlich
der Hund unterdessen in meine Küche und schlürfte dort alle alte Brotkrumen, Apfelgehäuse
und sonstige Flusen vom Boden auf! So, als wäre er auch noch eine ausgezeichnete
Haushälterin zum Hundesein hinzu! Er tat das (Bodenaufnehmen) übrigens, wie er fast alles tut; wie ein
übermütiges Kind! Hast du ein Stück Stoff über einem Stücklein Haut meines Körpers
wieder zugeschoben und zog ein Momentchen der Stille ein, stand dein Hund auf einmal da,
Schwanz-wedelnd und voller Freude, ungestüm. Da hast du ihn dann mit beiden Armen
gepackt, in die Luft gestemmt und mehrmals seinen Namen gerufen, mit derselben
ungestümen Freude und Euphorie, mit er sich an dich drückte, der nackte Bauch nach oben, den Kiefer an
deinen Kiefer gedrückt, Laute unbegreiflicher, winselnder Befriedigung von sich gebend,
heftig strampelnd. So geht es immer. Und es ist so schön anzusehen, wie hier zwei sich so
vertraulich lieben und necken. Nicht Mann und Frau, also, sondern eben Herr und Hund!
„Ich wäre ja gern dein Hund!“, hab ich dir, ehrlicherweise, dann auch gesagt. Und ich lobte
freimütig diese so freie und bedingungslose Beziehung von euch! „Die ganze Zeit kost,
streichelst und fütterst du deinen Hund. Und wenn er einmal seinen Weg nicht weiss,
zeigst du deinem Hund diesen Weg auf, wohlwollend und mit aller Klarheit. Gehen wir
draussen an den aufgehäuften Betonhügel entlang, weil sie die Autobahn zurück schneiden
wegen der Lärmschutzwand, wirft sich dein Hund in die Klötze und buddelt tiefe
Erdkumpen aus. Dabei ist er immer Hahn im Korb! Und erst recht, wenn er einmal
bellt. Dein Hund kann sich verzogen, ja, egoistisch aufführen, aber immer ist er bei dir
in Sicherheit! Führe ich mich aber einmal unschön auf und verhalte mich wie verzogenes
Kind, bist du oft unnachgiebig und streng und schmollst mir tagelang, viel länger als mit deinem Hund!“
Du hast mich kühl angeschaut und sagtest streng: „Ein Hund ist ein Rudeltier! Er kann also gar nicht
egoistisch sein! Aber dass du sogar eifersüchtig bist auf einen Hund finde ich etwas befremdlich.
Es passt nicht wirklich zu deiner sonstigen Reflektiertheit und Reife.“ An dieser Stelle riefest du
nach deinem Hund, nahmst ihn an die kurze Leine, und ihr beide, Hund und du, seid zum
Gassigehen verschwunden an die frische Luft. Ein bisschen war ich in Aufruhr.
„Nun verteidigt er vor meinen Augen sogar schon seinen Hund!“, ging es mir durch den Kopf,
während ich dich vom Fenster aus mit deinem Hund ausgelassen Rumtollen sah.
„Irgendwie idealisiert er ihn, seinen Hund, vielleicht wegen seiner Selbstlosigkeit …“
Wie gesagt, ich liebte ihn, und auch er liebte mich damals noch, nehme
ich einmal an. Aber hatte ich nicht recht mit meiner Feststellung, dass er seinen Hund
irgendwie …………………………… besser ……. liebte?
Oh, wie übermütig er ihn in die Arme nahm, nach dem er mich in die Arme
genommen hatte! Wie fröhlich und frei er ihn liebkoste, nachdem er mich liebkost hatte!
Wenn er ihn knuddelte, lief ich innerlich rot an. So geknuddelt hatte er mich doch nur ganz
Am Anfang. Musst nicht eifersüchtig sein auf seinen Hund. Sagte ich mir, schaute zu, wie er
seinen Hund knuddelte und lief rot an.
Damals.
Und heute stiess ich auf der Strasse gegen einen fremden Hund (der mir frech kam)
… gegen jeden Sauhund, unbekannt … ein paar saftige Flüche aus.
Ganz sich selbst war er doch nur bei seinem Hund.
(17.10.18/4.10.20)