3004_Diary_und Amour Box (part two)

Aber was mich betrifft, so habe ich das Gefühl, dass ich verschwinden muss. Und dass ich, wie ganz normal, mich systematisch zurückziehe—————————— um soweit von ihm weg zu sein——————————– damit wir mich nicht mehr auf der Bildfläche haben. Obschon ich bereits tot bin für ihn, und er nie wieder was hören will von mir, jetzt, da er sein Herz neu ausgerichtet hat.
Aber die Dinge, die er mir sagte führen in mir dazu, dass ich mich abkehren muss von mir, dass ich nicht länger für meine Sichtbarmachung kämpfen kann, weil die Dinge die er, er den ich zärtlich und sanft liebte, mit den Augen liebkoste, 4 Jahre lang, mir sagte, einen Hass gegen mich enthalten, gegen mein Wesen, meine Persönlichkeit, dass ich nicht mehr gerade stehen kann an meinem Ort. Ja, nicht mal mehr an meinem kleinen Ort. Wie kommt es, dass der Mensch, der dich selig machte, in der Umarmung, die grausamsten Dinge gegen dich als Mensch sagt? Du müsstest ja ein anderer Mensch geworden sein, dass dies möglich ist! Denn warum sollte er dich so hassen und dir, obschon du schon zerbrochen und kaputt bist forever, noch weitere Hassworte entgegen werfen, und die ganze Beziehung, die dir heilig war, wieder und wieder entwerten in Worten vor dir …. wenn er dich doch bereits vergessen, ersetzt, längst ad acta gelegt hat und kein Herz und kein Verstand mehr für dich?! Warum dann nicht ein neutrales Nachwort, ein Gähnen, eine sachliche Verabschiedung …… aber ich werde gehasst ….. und verstehe nicht warum, warum einer mich hast, der mich nichtmal mehr liebt, der eine Neue liebt, der glücklich ist mit ner Neuen, warum er mich noch verbal hassen muss und nachträglich noch einmal die ganze Beziehung abwerten ….. für mich ist dies: als müsste ich die ganzen letzten vier Jahre aus meinem Leben herausreissen. Aber, und das ist das Traurige, die Jahre vorher, die kann ich nicht wieder in die Arme schliessen, die langen, langen Jahre der Partner-Verschmelz-losigkeit, der Einsamkeit, des Mangels an anderem Körper …. dies waren bereits so viele Jahre, in denen ich wegen der physischen Erkrankung zurückgezogen, in engen Grenzen lebte. Es sind Jahre, die ich nicht zurückwill, eine Einsamkeit, die ich nicht zurück will, ein Verzichten, das ich nicht zurück will, ein Aushalten, das ich nicht zurück will. All das zurück haben und obendrein diese vier Jahre, in denen ich den Kontinent durchquerte, krank, aber glücklich, weil ich eine Mission hatte: ich wollte zu ihm! Seine Physiognomie sah so lieblich, so weich, so zart aus! Ich fand ihn wie ein Kind, das ich in meinen Armen wiegen wollte, ein kleiner Junge, dem ich niemals böse sein konnte, eine Augenweide, ein Mimosenpflänzchen, wie man sie so gut wie niemals sieht! Zu diesem Mann wollte ich und ging ich. Und dieser Mann hasst mich nun in seiner eigenen unerklärlichen Verworrenheit, obschon ich ihm egal bin, jetzt, wie er sagt ( logo, wenn er ne Neue hat). Aber wenn ich ihm egal bin, warum schlägt er mich dann nocheinmal, schlägt nocheinmal auf mich ein, als hätte ich unsere Beziehung mutwillig zerstört!? Nie nie nie habe ich das. Bis zum letzten Augenblick, immer war ich da, um weiterzufahren, gemeinsam. Lächerlich ja, ich weiss, weil er war ja schon längst weg. Aber wenn dir ein Mann, den du geliebt hast sagt: du wirst nie Freunde und Liebesbeziehungen haben mit deinem Bordi, dann ist das schon krass ….. es fühlt sich so an, als würde mich dieser Satz nun zur Aussätzigen machen, zum Monster, vergleichbar mit Menschen, die gewalttätig sind oder sogar töten. Es fühlt sich für mich an, als wäre ich eine Fehlgeburt, als sei ich wirklich nur Scheisse gewesen ….. und das widerspricht all meinen Gefühlen, die ich für diesen Mann vier Jahre lang empfand. All meinen Gesten, die ich ihm zu zauberte ….. ich fühlte mich wie ein Lichtwesen in seiner Anwesenheit, wie ein glänzender Stern, sanft und ruhig….

… und dann … dann …. sagt er, ich werde nie Freunde finden, ich habe nie Freunde gehabt, wegen meinem Bordi, und also meiner Persönlichkeit. Und dies ist wie ein Dolch, der in meinem Herzen steckt, jetzt. Ich habe tatsächlich sehr wenig Gelegenheit, Freundschaften zu machen, Menschen zu treffen. Wie auch? Seit sieben Jahren im Bett …. wie kann ich wissen, ob ich dieses Monster bin, das er aus mir macht?! Ausgerechnet er, bei dem ich niemals ein Monster war, nur manchmal, zweidreimal sehr sehr böse, wie man es ist, wenn man zutiefst im Herzen getroffen wird. Aber bei mir soll all das pathologisch sein? Dann ist all das bei ihm auch pathologisch, wenn auch in einer andern Form ….

Diese Jahre 2018 bis 2019, sie waren für mich wie eine Hochzeit, die schönste Zeit meines Lebens, weil ich einmal angekommen war, bei einem Menschen, an einem neuen Ort, weil einmal etwas passiert war, auf meinen eigenen Willen ich eine grosse Bewegung unternommen hatte ….. ich dachte, es würde nun vielleicht doch noch alles gut kommen …. diese vielen Jahre, in denen ich verhungerte ….. frei war, zwar, bis auf den Körper, aber eben verhungerte …….

Und nun komme ich vom Weg ab, diesmal ganz. Es ist, als würde ich in den Dschungel eindringen ….ein Gelände, in dem es nichts mehr gibt, unbegehbar, verödet ….. Tränenbäche laufen mir über die nackten Füsse, mit denen ich im Schlamm versinke. Ich bin so ohnmächtig, so zerrüttet, dass ich nicht mehr anhalten will, obschon ich zittere vor Crash-Attacken, ich gehe hinein in diesen Dschungel, ich will einfach nur gehen, weggehen…. aus der Zivilisation, aus der Stadt, aus diesen Menschen hinaus …. in etwas ganz Anderes hinein ….. das mich all das vergessen lässt ……

…. aber real gesehen komme ich nicht weit, kaum einen Kilometer …. dann versacken die Beine, und ich bin gezwungen umzukehren, denn nur in meiner Wohnung habe ich Schutz, Wärme und Nahrung. Nur in meiner Wohnung spielt sich mein absurdes Dasein ab. ich werde in meinem Testimony über Vögel schreiben.

(2.6.22)

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