Konkret hat sich bei mir in den letzten fünf Jahren und also aus der immobilen Bettlage eine Online-Shopping-Sucht entwickelt. Der Anblick von Funkelsteinchen, Perle, Zirkonia oder Gold Threader (auch Trash und Imitat, ja, vor allem Imitat) tut mir wohl. Ich kreise geistig dann so lange und zwanghaft um das Produkt, bis ich es bestelle. Es geht nie ums Jagen allein, oder ums Anhäufen von Waren. Ich suche über das einmalige Detail, in das ich mich verlieben kann. Ich suche die Vergleiche in den Besonderheiten. Wenn man mal die Shops gefunden hat auf dem Net; dann ist der Suche nach dem „Besonderen“ kein Ende gesetzt, weil sich auch das Besondere auf dem Net summiert und herunter vermarktet wird auf eine triviale, konsumable Ebene.
In der Kleidermode bin ich auch dem Trash verhaftet und belaste die Umwelt, in dem ich Fast Fashion unterstütze. Der Aufwand von Online-Shopping ist gigantisch. In einem Laden vor Ort kann man durchaus zehn Paar Jeans probieren. Aber zehn Paar Jeans verpacken und sich online zuschicken zu lassen, ist eine grässliche Sünde.
Ich will immer das Persönliche in meinen Kubus holen. Die Pervetierung geht in die folgende Richtung: Weil ich so gut wie keinen Output habe (woran ich nicht allein Schuld bin), menschliche Gesichter nur noch alle 3 bis 4 Wochen life sehe (meistens meine Eltern); sublimiere ich Oxitocyn-Shopping.
Es ist so: wenn ich shoppe, wird mir danke gesagt, dafür, dass ich geshoppt habe! Die Shopping-Läden begrüssen mich mit Worten: Schön, dich wieder bei uns zu haben, Marion Jeanne! usw. Das stimmt mich sanft und beinhaltet einen sozialen Austausch.
Trotzdem ist mit all dem jetzt Schluss. Weil das Geld, das ich verschreddere, nicht mir gehört.
Ich brauche eine andere Sublimierung.
(18.3.2021)