3004__Diary_zum Rückzugsort

Wenn ich dann eine Tote bin, in diesem kurzen Moment grösstmöglicher u schutzlosester Intimität, will ich dann kein einziges Auge mehr auf mir liegen haben u von keinem Blick je mehr noch gesehen werden.
 
Ein andere, weitere Bedingung, die ich nicht in Auftrag geben kann, ist der absolut stille und ungestörte Raum des Friedens, in dem einer gehen müssen dürfen sollte. Diese Intimität und dieser Friede wurde einem ja schon zu Lebzeiten ständig zerstört, da man heute nirgendwo mehr einen Platz findet, wo man sich ungestört ausbreiten kann, sei es, um glücklich zu sein oder unglücklich.
 
Es ist ein sehr beklemmendes Gefühl u mitunter ein lokales Problem, aber man kann hier aufgrund räumlicher Enge, nicht mehr ungestörte Momente erleben. Jeder Moment ist mit Geräuschen der Betriebsamkeit ausgefüllt, die Lastwagen dröhnen auch nachts usw.
 
Man muss den kleinen Raum teilen, dies- kulturell bedingt- mit einer Masse von Seinesgleichen, mit denen man nicht unbedingt was zu tun haben will. Von Herzen.
 
Wer über den Tod nachdenkt, muss auf diese Beklemmnisse stossen u sich fragen:
Gibt es eine dem Sterbenden angepasste Zone, in dem er geschützt und seine Intimität gewahrt wird u respektiert, damit er sich auf seine Aufgabe, das Loslassen, konzentrieren kann u wohl ist?
 
Wenn nicht, stelle ich mir Sterben in höllischem Mass stressreich vor. Weder ein Spital noch ein Friedhof scheint mir ein Ort zu sein, an dem die Raumverhältnisse stimmen….
 
Man muss also an das Beyond denken. Und einberechnen, dass noch bis zur letzten Sekunde keine freies Aufschnaufen, äh Ausatmen möglich sein könnte, es sei denn, eine einmalig passende Infrastruktur ermöglicht es.
 
Was wohl Privilegierten vorbehalten ist.
(30.3.21)
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