Zum „Glaubenssatz“ und den Sätzen

Ich will versuchen  die zu schweren, zu bösen Sätze zu streichen. Dieses Zuviel an Explizität. Ich habe es immer noch nicht heraus gefunden, aber wenn ich wuchtig bin, bin ich meistens sprachlich nicht fein genug. Einen Roman schreiben ist leider nicht Mahler hören. Ich streiche Worte, deren Bedeutung ich mir nicht 100pro sicher bin oder die verbraucht od verallgemeinernd wirken…

Heute strich ich den wuchtigen Satz: „Er hat sie gezwungen nach den Spielregeln und Maximen eines kalten Autokraten zu tanzen…“

Hohö.

Ich habe mir vorzustellen versucht, wer dieser kalte Autokrat ist, aber ich fand keinen genaueren Inhalt hinter dem, was man anhin darunter versteht…. ich fand, dass die uneingeschränkte Macht des einen Herrschers kein bestimmter Mensch ist, und also auch kein Mann sein kann….

…wonach sie also tanzte, ist eben viel komplizierter….. eher nach einem Mythos, vielleicht?

Ich habe vier weitere solche Sätze gestrichen. Es ist wirklich schwer geworden mit Begriffen  etwas Persönliches auszudrücken, während der Begriff bereits verrucht und verbraucht ist….

Ich bin kein kleinkrämerischer Sätzemacher. Es muss schnell gehen, aber genau da lauert die Gefahr. Sätze, die die Grenze des guten Geschmacks überschreiten muss ich überdenken. Und solche Sätze haben immer noch viel mit der Border-Linie zu tun….:meiner Border-Linie…

Ungeschlachte Impressionen ausgespuckt oder ausgekotzt…

Aber die Richtlinien sind seltsam: als wäre Romanschreiben eine Frage des Styles und der Auslassungen….nicht des zusätzlich dicken Auftragens…

(Ich liebe Schminke!)

Und mit diesen Wirkkräften werde ich nun mehr arbeiten. Und das Herz, das vor dem Denken sprach, diesen Bluffsack Herz, beschneiden an seiner Border-Linie….

Ich will im Roman gefälliger werden. Und hierfür muss ich anständiger und eleganter werden. Vor allem aber muss ich immer wissen, ob ich die Bedeutung der Worte, die ich grossspurig benutze, verstehe. Ich darf nicht nur ihren Sinn erahnen….

Ich glaube nicht, dass ich immer das mit einem Satz ausdrücke, was er wortwörtlich meint, ich argumentiere bereits mit Symbolen….Stereotypen….also muss ich doch kleinkrämerischer werden….

Wo ich einen grossen Begriff hinschmeisse, muss ich ihn zurücknehmen und ihn klein präzise aufteilen….

Thomas Mann durfte diese grossen, vieldeutsamen Sätze machen, im Zauberberg, auch, weil er damit eine seltsam angespannte, grossspurige und pathetische Stimmung wiedergab, von der wohl etliche Menschen um die damalige Jahrhundertwende in Deutschland angesteckt waren…..man denke nur an diese Wedeln obenauf den preussischen Helmen….

Eine heutige Stimmung zu widergeben, hiesse wohl, wie ein Journalist eine Geschichte des guten Geschmacks u nach dem guten Geschmack erzählen:

So wie Fifty Shadows of Gray!

Hygienisch!!!!

 

 

Tags: No tags

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *