Ich werde versuchen, mich zu sammeln. Dann muss ich versuchen, mich wegzulegen; den Schmerz, der mein Innerstes zerreisst, der meine Vernunft zu Brei schlägt, die Ringe des Baums, die in elektrischen Wund-Bahnen durch meinen Zellkörper schneiden, mein Nervensystem, meinen Organismus. Aber nein, ich finde keinen Begriff, sowenig wie Artaud, den Schmerz der Seele im Körper zu lokalisieren, ihn festzumachen am Organischen, so sage ich: ich weiss nicht, was mich so schmerzt, dass mir Tränenbäche, länger als all die Verzweigungen des Amazonas über die Füsse hinablaufen. Ist das, dieser Schmerz, das einzige, das mich noch ausmacht? Als Mensch? Wie seltsamseltsam….. ABER, ich muss zuende kommen damit, muss den Menschen weglegen, muss zur Arbeit finden, zu meinem Testimony. Es muss nicht viel sein, kein Roman wird es sein, aber es soll ein Text werden, der diesen Dreck, der ich bin (Bordi-Dreck, könnte C. sagen) bezwingt und aus dem sich etwas Harmonisches, wenn auch Melancholisches kristallisiert. Ich will … ja… ich will … in diesem Testimony öfters …. von mir weggehen ……ich will nicht mehr drin vorkommen, so, wie im „Glaubenssatz“, wo ich versuchte, mich erst zu erschaffen ……. nein, im Gegenteil ….. ich will mich …… in meinem Testimony so oft wie möglich zum Verschwinden bringen in den Zeilen, in den Gedanken und Sätzen. Doch, was wird der Inhalt sein dieser Gedanken und Sätze? Wie soll ich mein Testominy schreiben, wenn alles, was ich spüre dieser Schmerz, dieses betäubende, meinen Verstand tötende Gedröhn ist? Wenn ich ganz hohl bin neben diesem Weh, ganz leer und unverständig, so als könnte ich das ABC nicht mehr lesen, die Basics nicht mehr entziffern, weil alles unter mir wegrutscht, wie ein Stück Erdboden. Dies ist nicht zum erstenmal in meinem Leben, aber doch kam es mich eher selten an: ich wünschte, ich wäre nicht ich selbst. Ich wünschte ich wäre dies und jener und diese und jene Andere. Ich wünschte, ich wäre viele, viele Andere, niemanden ganz. Aber wenn ich nur nicht mehr Ich selbst sein müsste. Nur das. Aber ich kann nicht einfach Schluss machen mit mir, so wie er mit mir Schluss machte, weil ich ihm verleidet, zu anstrengend und in der Wut manchmal giftig bin und er alle Frauen mehr oder weniger „liebt“ …. ich kann nicht einfach weitergehen und nen Andern nehmen, und sagen: Hier bin ich! Ungebrochene Königin der abgrundtiefen Romantik, Perfektionistin gewissermassen in der Romantik! Rein und glatt und unverwundet! Ich kann mich nicht aufrichten, niemals wieder. Ich liege unter den Umständen begraben, die mich zu dieser Zwergin machten.
(1.6.2022)