Wie ein bezauberndes Arschloch beschreiben

Als er mich verliess, lief ich schreiend durch die Stadt.

Ich war Vierunddreissig und wusste nichts von diesem lauten Stimmorgan,

mit Wurzeln bis in den Bauch, so tief wie Unterwasserrohre.

Ich versuchte, sie auszuhusten, die verharkten Küsse, die falschen Worte,

Schmelz, der sogar eine Rhea erweicht;

sie zwingen zur Umkehr, Meter für Meter, durch das grösste

und wärmste Fenster, das noch offenstand zum Körper;

 

Von meiner Seite her war’s wohl Liebe, bähh–, von seiner nur

Würze zum Tee.

Aber dann, schau her, schon nach vier Wochen war die Sache

auch für mich gegessen. Das Leben ging weiter, wenn auch nicht meines.

Amnesie auch hier. Drum häng mich nicht auf an einem falschen Wort,

wenn ich so spät  noch eruier’:

 

Wie ein renommiertes Arschloch beschreiben

 

Sein Alter gefiel mir gut. Sein graues Besenhaar. Sein fetter Mund,

der herrliche Schwimmring um seinen Bauch. Nie traf ich einen Mann mit

solchen Käsesocken. Er ging nach Monte Carlo, verspielte dort all das Geld,

das sie ihm wohlweislich nachschickte, mit der Bitte: Kehr bald wieder heim

und wende dich vernünftigen Dingen zu, mein lieber Mann, du

grosses Genie!

Der Gestaltung einer modernen Kirche, einer Bankempore, Bedachung

einer weiteren Stierarena. Hatte er nicht Ideen über Ideen? Hotel

Gstaad noch als Pappmaché neben dem Klo durch geschicktes Anklopfen

bei den Kulturellen zu verwandeln in einen Überflieger Phallus aus Eiskristallen.

(inklusive Spa.)

 

„Ein wenig Nachbarschaftshilfe“, meinte er, als er endlich doch noch

heimkehrte, Ende Sommer, das Auto, wohlweislich von ihr bezahlt,

zu Schrott gefahren; konstruierte er eine doppelt schalldichte Türe,

zwischen seiner Etage und der ihren, stieg weiter unters Dach, um zu

bohren: ein Loch in den Himmel.

Ein bisschen Nachbarschaftshilfe: „Komm! Hier kannst du dich sonnen,

nackt. Keiner sieht’s!“ Zu mir. Lehnte ich also an einem Kamin, während er mit Champagner

und zerdrückten Erdbeeren über mir tanzte, zwei Leuchtkugeln und der

der vom Wind geteilte, schneeweisse Badenmantel. (ebenfalls ein

charmant geklautes Mitbringsel aus irgendso einem Welthotel.)

 

Und jetzt ich. Nein danke! sagte ich lachend.

Ich geh gleich rüber. (Was soviel bedeutete wie: heim, in meine

Mikro-Loge der Nr. 33.) Zwang mich gemächlich zur Umkehr, räkelte mich,

Millimeter für Millimeter durch das gebohrte Loch (eines schwachen

Widerstands).

Wie gesagt: Bei ihm stand nur der schneeweisse Bademantel offen.

Bei mir war es wohl Liebe, bähhh—- alles auf dem Spiel!

Ich meine: Louis Quatorze Winestein, auch eine Sorte von Gott.

Was, wenn er dich berührt? Bist du das Arsch!?—-

Und jetzt: Amnesie! Schnitt!

(2.12.21)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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