Ich kenne dieses Nachtlicht. Fünfzigjährige Glühbirnen, die in zwinkerndem Schmutziggelb die Stallungen bestreichen. Ein panzergrüner Laserstreifen hebt ab. Und dort, am Ende der Stadt, wo zwölf Scheinwerfergrazien über den Blähbauch unterirdischer Autofluchten dem Stadion entlang stöckeln, wie Marlene Dietrich Gebeine, steht auch das Novotel Ibis, kreidebleich wie ein sibirischer Eiswürfel.
Vor seinem Eingang, wo ein alter Kastanienbaum, hochstämmig und mit narbigen Kegeln das Gähnen einer Loungebar bedeckt, wächst auch ein futuristischer Müllbehälter mit Quetschfuss aus der Tramschiene. Und an bläuliche Dunstspindeln gelotst, huschen im Zehnminutentakt ein paar vereinzelte Arbeitsmappen quer über den Platz. Ob sie das Trittbrett noch erreichen, Tram Nr. 4, Richtung Bahnhof, Zentrum Stadt?
Denn sind das nicht doppelte Gitterzäune, versehen mit Sensoren, die da, weiter hinten, den Verwaltungstrakt mit seinem Amt für Sport, Rüstung und Bevölkerungsschutz verkappen wie metallene Alleen, aus denen Mimikry-Vögel schiessen, kommt man ihnen an (?). Während um das Gebäude der Erziehungsdirektion schon wieder der Schattenmann schleicht, allabendlich um Zehn, Löcher zu brennen mit seiner Funzel, mächtiger als eine viertönnige Kürbisse, Karat Haloween, über der Stirn, in das makellose Sauertopfgestein? Es sind Fenster darin eingebracht. Und im Sommer rasselt
Flötenwind durch die geschlossenen Jalousien hinab, ein Haus musiziert!- Sprosse um Sprosse …
Innerlich verschlossen, wie eine Brosche!
Kakophonie des minderglücklichen Zufalls. Lücken, zugerüstete Etagen, gelber Struwwelpeter, zwischen Fussmatte, an der Anonyma Maloch seinen Gruss abstreift und Zapfsäule Shell, umsonst ein Shake zu pflücken, unbekannter Farbe.
Hier wohnt wer. Hier ist wer daheim. Willkommen im Herzen der Vor- und Agglofluren!
Aber dann steigt mir dieser intensive, würzige Geruch in die Nase.
Und in dem Geruch galoppiert der ampelrote Hengst mit der jungen Heldin obendrauf, am Fussgängerstreifen vorbei und davon, über zerklüftete englische Landschaft! Weich geschwungen. Mit oder ohne Mission-! Den in Seenot Geratenen dort über dem tosenden Abgrund an einem Fingerchen zu retten, am Ende des vorletzten Kapitels!
Vielleicht liebt sie ihn nicht mal.
Und in diesem Geruch hat jedes Mädchen ein Pferd zum Helden, wie jedes Pferd als Heldin dieses junge Girl. Wie mag es heute riechen?
Ich kenne dieses Nachtlied. Links die Stallungen mit ihren Boxen, die vielleicht leer sind wie Zahngläser, rechts die Hütte, in der ich einmal nach einem Verirrten, Landesverräter, Perversen suchte, einer kleinen Romantikerin und stattdessen ein paar Sack sauren Zements gefunden habe.
Über der Hütte hängt eine schwache Mondsichel. Bis auf ein leises, störrisches Scharren liegt alles still und in friedlicher, fast völliger Dunkelheit die vom Schlaf überbackenen Hindernisse im (Tolkien)Park.
(4.11.17 )
läbig….ich habe den text genossen…. und fast ein wenig heimweh nach Bern bekommen…. Danke Marion!
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Das Rohe, das Gekochte und das Künstliche, bestechend kolludiert – echt S-Bärn, yeah!