Beim Frisör

Bejahrt vom eigenen Anblick, zeigte ihre treuste Freundin, Madame Spiegel:

Augen, Nase, Mund, ein paar Krähenfüsse, schemenhaft,

sowie einen Klappenschlitz für das tägliche Gefangenenmenü,

die spartanische Kost, oben, hinter der Stirn,

(gereicht vom dickwanstigen Feuerteufel, Tag für Tag),

als eine Gucciwasser-Hand, geübt und schnell,

ihren bleischweren Kopf wie eine Vase nahm, hinüber zum Sessel

trug und aus einem Turban, in der Farbe von Schneewehe, wickelte –

„Wie hätten sie es denn gern? Getönt, gebleicht, toupiert,

über den Ohren gestuft, mit dem Eisen geglättet, locker fallend,

nur wenige Millimeter raspelkurz oder doch lieber schulterlang?“

Nun näherte sich ein Kamm. Eine Spore scheitelte die Mauern,

Splitter krachten. Eine Schere, schnüffelnd wie Jungnäschen,

strich ums Haar.

Stiess zu.

Etwas fiel zu Boden.

Hab vergessen, was es war.

(22.10.17)

Tags: No tags

Add a Comment

Your email address will not be published. Required fields are marked *