Retro_Diary_2013 ich liebe die Esel

4.3.2013

Dieses Jahr sind Wolken aufgezogen über dem Gomsertal. Schwarzblau hängen sie über dem alten braunen Schnee. Die Bäume an den Hängen sind skelettal. Nur die Esel hinter dem morschen Holzgitter sind prächtig anzusehen und schielen um den Gaden nach dem trockenen Brot. Ich kraule ihre Ohren und Hälse, ihre Nüstern und Schnauzen, sie sind so unglaublich samtig. Frech wandern sie an meinem Ärmel hoch bis zum Halstuch, schnappen nach den Kordeln meiner Lampiohrenmütze. Vielleicht denken die Esel ich sei auch ein Esel?

Der Anblick der Menschen mit ihrer Skiausrüstung zieht mir leicht die Eingeweide zusammen. Dies ist nichts Neues, auch sonst, generell führt der Anblick der Menschen bei mir oft zu physischen, kaum merklichen Verengungen. Der Anblick des Esels, die Interaktion mit dem Esel im Reckinger Dorfkern, zeigt mir, wie sehr mich die Interaktion mit dem Eselslosen quälen kann. Indem ich aber den Esel berühre und seine Reaktion auf mich, mich aufstellt und berührt, fällt mir ein, wie unfrei und belegt ich im Umgang mit den Eselslosen bin. Spontan würde ich sagen: ich liebe die Tiere. Oder nein, irgendwie empfinde ich nichts für Hunde, Katzen, Pferde, Kühe, Igel, Esel, und weil ich nichts für sie empfinde und also analysieren muss, was ich für sie empfinde und völlig erwartungslos an sie heranschreite, sind die Begegnungen mit ihnen immer so überwältigend.

(März 2013)

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