Ich weiss nicht, ob das eine gute Idee ist, jedes Confession seit 2017 zu durchlaufen und die Änderung direkt in den „Textkörper“ hineinzuschreiben. Mir gefällt die „straighte“ Vorgehensweise, aber mich irritiert, dass ein „Körper“ dadurch mit Gewalt „aufgerissen“ wird. Wenn ich eine alte und eine neue Version nebeneinander stehen habe, ist das nicht mehr dasselbe. Es ist aber auch nicht dasselbe, wenn ich die alten „Spuren“ auslösche und unter „Neuheit“, frisch datiert, zum zweitenmal poste. Dies kommt mir irgendwie „angefault“ vor!!! Aber eine Lösung habe ich im Moment nicht, denn: ich kann viele Satzteile in den alten Confessions so nicht stehen lassen, aber ich kann auch kein Confession, das von einem ganz bestimmten Moment rührt, übertragen in den jetztigen Augenblick. Also der Inhalt muss dort bleiben, wo er zeitlich entstand. Aber dieser Inhalt hat sein ganz bestimmtes Niveau, sprachlich wie inhaltlich, aber vor allem sprachlich. Aber wenn ich nun, weil ich mich erdreiste, mir einzubilden, ich hätte nun eine „bessere“ Sprache, in die Instant-Produkte hineinlange, wie mit einem glühenden Finger, dann nehme ich diesen Confessions die Form, ich meine natürlich: die unvollkommene. Das ist unbefriedigend und bringt mich grad ins Grübeln. Es ist gänzlich unwichtig, denn ich weiss ja, was ich tue. Aber offenbar gehe ich vom fixen Bild aus, dass man nicht hineinlangt in einen Textkörper. Dass man die alten Spuren entweder ausradiert und den Inhalt neu entwirft, und zwar ganz, oder dass man den alten Textkörper „verjähen“ lässt und schmoren lässt und mit ihm den Kalender aus Eis. Dies sind meine Gedanken, die mir zu den Confessions einfallen, die ich alle aus dem Moment heraus schrieb. Anders sieht das bei der Prosa aus (aber auch nicht bei jeder). Sie verträgt die Überarbeitung, weil sie nicht von diesem verzerrten und gleichzeitig reinen, pursten Glow des Moments leben soll, sondern das Resultat einer manipulierten Arbeit aus Inhalt/Struktur und Klang abbildet, eine technische Angelegenheit, die im Bestenfall einen neuen zarten Glow entstehen lässt, ganz apollinisch, sag ich mal. Aber auch da, fällt mir gerade mein Roman „Glaubenssatz“ ein, an dem ich „gebüffelt“ habe. Ja, an dem habe ich gebüffelt, wie ein Arbeiter! Gemalocht, Stimmteppich gesucht, jahrelang! Aber jetzt bin ich soweit, dass mir unwohl ist und ich denke: dieser Arbeit habe ich Zwang angetan, ich habe sie in Schienen gelegt, nur, weil ich ein EINZIGES MAL AUF DAS NIVEAU RICHTIGER LITERATUR KOMMEN WOLLTE!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Aber ich denke, neinen, genau das ist mir nun doch wieder nicht gelungen, mich da zu tricksen. Im „Glaubenssatz“ hat es zwar jetzt Absätze, die teilweise „geschliffen“ sind, aber mich ekeln sie an, ich spüre, dass da was nicht stimmt, weil ich zu viel wollte, so schreiben lernen wollte, wie die STUDIERTEN. Im „Glaubenssatz“ wollte ich RICHTIGE LITERATUR machen, ich musste mein ganzes AUGENBLICKSFÜHLEN ABDRÜCKEN ÜBER JAHRZEHNTE, UM DIESE 120 SEITEN „GLAUBENSSATZ“ AUF DIE BEINE ZU STELLEN. ABER DIESES MANUSKRIPT IST GLEICHWOHL NICHT GENUG FÜR EINE MARKTGERECHTE PUBLIKATION, DAS ZEICHNET SICH AB.—-Also: wie soll ich schreiben? Wieder weiterhin: wie ich fühle? Das Gefühl ist meistens in Wort übertragen grössenwahnsinnig. Aber wenn kein Gefühl da ist, dann scheisst mich Schreiben an, obschon ich sicher bin, dass ich dann vernünftiger und besser schreibe. Diese Revisionen sind auch ein ästhetisches Problem. Es sieht nicht schön aus, wenn man reinfuchtelt. Aber ich sehe, dass WP jedesmal, wenn ich ein altes Confession unter dem neuen Datum abspeichere, dieses (das alte löscht). Unten wegfrisst! Das dünkt mich nicht ideal, irgendwie. Wenn schon, denke ich, wäre es vielleicht ein Kompromiss, den alten Quatsch zwar unter neuem Datum und revidiert neu-zuposten, aber untendran, am Schlauchende der ganzen Litaneien bliebe noch das Original erhalten!!!!!
Man muss einfach irgend ein Problem haben, woran man seinen Geist sticken kann. Ich weiss nicht, wieso.
Ich denke dies ist eine angelernte Kompensation, wenn das Fleisch so schwach ist, wie der Tag lang (und die Leere dem Herz ständig neu droht)
(26.2.21)