Geschichte meines Lumpens_überarbeitet_der Fuss

Der Fuss

Im Söckchen wurde es mir allmählich etwas zu pudrig.

Also stellten sie mich ins Gitterchen, an dem mein Lumpen solange rüttelte und sich hochzog, bis ich stand.
Das war der grösste Triumph meines Lebens. Würde noch ein weiterer folgen?

Als es ans Laufen ging, begann eine Zeit solcher Sturzflüge, dass mein Lumpen Mama anflehte: schieb mich wieder!

Endlich! Ich begriff mich von Unten nach Oben und umgekehrt, ja, ich kriegte ein Gefühl für Unterlagen: nasse Kacheln, picksige Wege unter einem Tannenregen,
Bananenschalen.

Im dampfenden Teergarten eines Sommers habe ich meine fünf hitzigen Hilfszwerge einmal verewigt. Ich hatte viel von einem stampfenden Bär, einer Kralle!

Dabei:
Oft vergass mich mein Lumpen für Stunden im Bad, und ich wurde so  klein und knittrig wie die Traurigen, wenn sie sich zum Weinen in den Falten der Vorhänge verstecken.

Ich mass schon Einpfund, war aber aaliger als Gebackenes, da wuchs mir eine Warze von Aussen nach Innen, genau an der Stelle, wo heute das Herzchakra liegt.
Wird vermutet.

Mama nörgelte: Das kommt daher, wenn man im Turnen nie  Schuhe trägt!

Kritik dieserart däselte ich damals davon, schliesslich wurde aus mir gerade ein Freak des Trainings, des Flitzens, der Kondition.

Überhaupt liess ich es nur  auf dem Gipfel baumeln. Einmal baumelte ich so sehr, dass sich der schwere eingefettete Wanderschuh löste und hinunter krachte ins Tal. Dreitausendmeter über Meer umspielte michdie Alpenluft mit einem ganz frischen, neu geborenen Lachen.

Ziemlich früh überkam mich dann die Verhornung. Durchliefen Flüsse meine rissigen Fersarchipel.

Vielleicht hatte ich ja bereits die Welt umrundet, wer weiss?

Nun fing ich an, im Kreis zu gehen oder watete durch Schlamm. Mein Lumpen bestieg mit mir sogar Treppen in Zementpantinen. Im Geiste! Was ist ist das?

Etwas hatte sich verändert; Ich war noch
keine  fünfunddreissig Jahre an meinem Lumpen zu unterst, — das Beste und Solideste an meinem Lumpen, aber zuunterst!— jedoch seither nie wieder auf einen Bus gerannt. Oder in die Arme eines Jaguar-Fetischisten.

Wie zwei Boote in der Schlacke harre ich, wie wei Brote aus einem kalten Pizzaofen rauche ich.

Ich schaue den Rinnsalen zu; diesen Bächlein, die nur eine Richtung kennen und mit ganz anderen Füssen sprudeln.

Habe ich mich gut geschlagen?

Vielleicht, hätte ich nicht diesen Lumpen zu tragen.

Dieser lumpige Besen lässt mich ständig hochlagern. Einmal in diese, dann ich jene  Richtung blickend, ringe ich um Haltung, während sie meine Hochnäsigkeit stumm
umstehen.

Wie im Gerichtssaal. So ist dieses Brüten.

Werden sie über solche wie mich am Ende ein altes Tischtuch legen? Werden sie mich waschen und in Glanz balsamieren, wie einen unbekannten Bastard?

Jetzt noch einmal auszubüchsen, wäre wie Weihe!

 

 

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