Diary_3004___fragmentiert__nicht nur meine Mitos____solipsistisch____und Sennetts Mensch arbeitet mit Hand und Kopf

Die Idee, mit einem „Testimony“ zu beginnen.
Aber gleich wieder auf die Idee herab der Reflex, dass es sich nicht lohnt.
Ich meine, schon gar nicht unter einem solchen Titel.

Ich finde zwar keine passende Übersetzung ins Deutsche; Zeugenaussage?; nein, sicher nicht.

Bekundung? Manifestation? Schon eher …

Und doch … wie könnte diese Manifestation aussehen?

Ich kann nicht—- nicht, wenn ich mich daran zurück erinnere, mit welcher irren Kraft ich mich vor mehr als zwanzig
Jahren in meine Romanprojekte stürzte—- in diese Babuschka-Übereinanderstüpereien.

Es ist —- kommt mir vor —- als könnte ich nichts mehr machen —–

ohne irr zu sein. Irr, verirrt, verdreht, verblendet, im Rausch ….. von falschen Musen geküsst, Visionen getrieben …. usw.

Dies bräuchte es wieder! Denn ich bin zur Vernunft gekommen. Zur traurigen Vernunft!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Die Gabe, wieder irr sein zu dürfen. Oder halt eine Geschichte anfangen, die nicht die meine ist. (aber wie?)——

Ich habe es mir schwer gemacht, viel zu schwer. Warum habe ich nicht einfach ein Telefonbuch abgeschrieben?

Conceptual Art oder so was. Eine gute, pfiffige Idee haben. Auch das nicht mein Ding.

——Hauptsache unbeteiligt. Unmöglich—– ok, also auch das nicht.

Ein richtig grosses neues Projekt—- wäre wie: ein drittes Leben kriegen, umsonst …. OH Gott!———————— etwas KÖRPER BITTE!

Manifestationen des …. schon abgesunken. Die Vernunft ist in mir gegenüber dem Gefühl erstarkt.

Und das Gefühl …. was kann man damit schon erreichen? Pahh! Bitte darum, wieder irr sein dürfen!!!!!!

Bitte darum, nicht in die realistische eisige Kälte der Welt geworfen zu werden, nicht weiter und weiter aufzuwachen ….

…. auch ausser mir …. in dieser Welt ….. (lehne jede Verantwortung ab!)

Denn oder Zwaraber (Wortkonstruktion von R.R., die mir gefällt! Oder hat er sie bei Werner Schwab abgekupfert?)
Zwaraber: ich weiss es ja schon ( endlich, endlich), was sie früher mir orakelten: dass das Ich eine Sackgasse ist.

Dass es eigentlich kein Copyright gibt, weil es irgendwo oder überall all das schon gibt, was ich wehwehche,

was ich wahrnehmche usw.— irgendwie so.

Sacke gleich wieder ab! Keine Geschichte, kein Ich, kein Subjekt ….. aber vielleicht ein altes Telefonbuch

abschreiben, keine Ahnung. Ich kann nicht arbeiten von Hand, also musste ich dekadent sein.—– Das ist eine Aufgabe!!!!!

Es ist ein bisschen, wie wenn du Skispringer werden musstest! Dies war so, und fertig!

Zehn Jahre Training, vielleicht mehr. Dann ein Sprung—- hoch, vielleicht, aber leider nicht weit genug.

Oder dir trennt es gleich ein Bein ab. —-

Was ist so?

Ich weiss nicht …..

—— Schaffe keine gedankliche Kohärenz, sorry. Bluuuute altertümlich.——

Also:

Es gibt alles Andere.

Ja. aber heute im Halbschlaf habe ich dann doch gedacht: es gibt ja doch nur mich, und alles andere
existiert nur in meiner Phantasie; das Internet, der Krieg im Internet, das Virus im Internet, die Menschen, die
zusammenkommen und reden in sterilen brüsseler Arenen, im Internet …. Werbung und Kleider, nichts als Kleider, Waren,
Produkte …. die für mich aufflackern… in Masken…. im Internet geboren …. Arte Mediathek, Serien mit Menschen, die in Paris
zum Shrink gehen und ihm ihr Leben erzählen, ein Leben von einem leben im Internet, Schauspieler, die ein Rolle spielen, im Internet und eine andere im Leben, Geschichten sich erzählen, Geschichten, undsoweiter …. Reportagen aus aller Welt, überwuchert mit Cokapflanzen und bargeldlosen Transaktionen … im Internet gibt es alles ….. aber es ist so abgedreht, das kann ja nicht meiner lahmen Phantasie entsprungen sein …

….. die Welt, in diesem Kasten ….

Und auch das Nähere so fern, so unfassbar, dass du konfus bleiben musst: Rollstühle und der grosse gelbe Postwagen mit den Paketen, die Schafe und die Natur, die sich färbt und wächst, die Glocken abends um halb Acht und die Enten, die manchmal krähen vom Fluss herauf…. doch ja, es ist schon bisschen was, aber nein; so fühlt es sich nicht an. Also:

Was „testimonieren“, dann?

Die Enten, die manchmal einen spitzen Schrei von sich geben, vom Fluss unten herauf!!!

Es ist ja nichts! Es war ja nichts! ——

Ich kann nicht schlafen und ein Unbehagen kommt mich an, denke ich daran: dass alles so verlief, wie ich es gedacht habe;
dass nichts Grosses in meinem Leben passieren kann, nicht, wenn sich mir diese Perspektive aufdrängt vom anderen Pol her …..

Ja, ich meine: das Ontologische. Immer noch. Das Leben, aus einem Nichtsein heraus erfunden und gedacht.

Oder gespielt und inszeniert. So, wie sie es tun. (Im Internet, in den Geschichten, die sie sich ein Leben lang erzählen).

Oder erfühlt. Wie ich es tat.—– (Ohne Geschichte)

Testimony für Würmer im Boden.
Testimony für Pfützenwinkel (im Internet)…..

Aber neeein: wir sind nicht dada oder gaga! Wir sind so aalglatt, ich weiss nicht, was es da noch erträgt.

Habe gestern Sennett bei „Sternstunde“ gelauscht. Ein Stern, der sich ins Internet verirrte? Wie kam der dort hin?!
Sennett, der all das sagt und wieder sagt, was eine Welt ausmacht, die berührbar WÄRE, eine Welt aus Hand und Kopf ….
eine alte organische Welt.

… ja, aus Hand! (Handwerk!) Ein so kluger alter weiser Mann, der im Herzen Musiker ist, aber wegen einer Verletzung (an der Hand) nicht Cellist werden konnte. Wo gibt es noch solche wie ihn? Soziologen, die Musizieren. Sennett: „Neben der Oper ist ein Bäcker und ein Nagelstudio, und vor dran tummeln sich Teenager!“

Oh, einfach genial! Der öffentliche Platz nach Sennett.

——

Eben, Unbehagen, ja, Unruhe; wie gesagt: weil 47 Jahre ….. und es gerade mal das Bild einer nicht mal spannenden Sommernachtsparty ist,

das an meinem inneren Auge vorbeischwimmt, lahm: Ich bin wohl etwa Achtzehn und nach dem Ausgang irgendwo im Garten eines

andern Ausgängers gelandet. Es ist stockfinster, doch unter einem schwummrigen Mond glitztert der Pool. Bierflaschen klimpern.

Jetzt! Jan macht einen Kopfsprung, ja, mitsamt den Kleidern!!¨So musste es ja kommen! Jaaan, dieser Wirrkopf. Und sonst?

Ja eben …. eine Art vermaledeiter Zauber! Und doch: eine Nacht, die zählt!

Irrsein. Und ein Geheimnis, das wie noch nicht gelüftet war.

—-

Gott! Ein Geheimnis! Ich lobpreise ein Geheimnis!

Komm zurück, Geheimnis! Suche dir einen Winkel auf Erden!

(15.4.22)


 

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