Kein Fan von Flaggen

Sie war eben kein Fan von Flaggen.

Der Versuch, Paris zu Fuss zu durchqueren (ich glaube diagonal!), missriet,

an der falschen Haltung in ihren Händen —– der Karte.

Linien, Schraffierungen, Raster und ———————————- Grenzen—————— die sie glattt

übersah:  War sie denn nur eine hilflos romantische Ästhetin?

Eine Namenlose, eine Käse-vollmundige, vollgefr…. Anarchistin?

She loved the French-Style, you know!

 

Das mit dem Namenlosen war so:  Sie las bei einer Theoretikerin:

„Bevor der Mensch einen Namen hat, und durch einen Namen zu einem Subjekt wird,

das man ansprechen kann (anrufen!)“: war — der Mensch? hm, wer war es?!—– schon da!

Zugegeben, das war eine Theorie, und mit Theorien hatte sie sonwenig am Hut wie

mit Flaggen. Ihre Weltsicht war, wie angedeutet, nicht so, dass sie hätte überlaufen können,

zu den „Grünen“, zum Beispiel. Und die Andern, da, wie sie alle hiessen, Politiker der Mitte:

ihre Gesichter machten sie sehr, sehr verlegen.

 

Dabei war sie nicht mal schlecht im Gesichterlesen:

„Ein Gesicht lese ich nicht wie ein Abzeichen oder einen Rand, der sich durch eine

winzige Kluft, einen Graben oder ein einwandfrei getäfertes Bachbett,

von einem andern Rand unterscheidet! Auf der ganzen Welt lese ich im Gesicht zuerst

einmal dasselbe!“

 

Vielleicht gab es es neben der Einzigartigkeit eines menschlichen Ausdrucks

keine weiteren, wirklichen Verwandtschaften, für sie, an den Menschen zu erblicken.

Mit Ausnahme der (Landes)Sprachen, vielleicht. Ja, die Sprachen waren bei der

theoretischen Fabrikation einer einzigen Weltordnung vielleicht ein Knackpunkt.

Es gab davon immerhin ca. siebentausend Verschiedene!!!!!!!

 

Im Übrigen machte sie sich über solche Dinge keinerlei Gedanken.

Sage und schreibe Siebenunvierzigjährig kam sie einmal auf die Idee:

„Wie wär’s, wenn es auf der Welt keine Grenzen, keine Fahnen, keine Vereine und

keinen Präsidenten mehr gäb‘, nur noch die zu —————————————————————————————achtende!—-

Fremdheit aller Gesichter …?!“

 

Also doch eine Anarchistin? Njein! Denn: wie würde sich dann Derjenige, der honolulisch spricht,

(Erdbodengelände XY) mit Demjenigen unterhalten, der mit der galarktischen Sprache

aufgewachsen wäre? (Erdbodengelände YZ) Mit welcher Zusammenstellung der BUCHSTABEN ?!——

 

Hatte nicht ihr Vater immer zu ihr gesagt: Englisch eigne sich nicht als Weltsprache wegen seiner Vulgarität

(vulgäre Menschen)?! Ein Mann (Dad), der wusste, wie man eine Landkarte hielt, by the way.

Und der auch heute—————– gerade vorhin—- die mehrheitsfähig gewordene Meinung äusserte:

der einzige Weg in der Auswegslosigkeit des menschlichen Zusammenlebens auf der Welt

sei die Bewaffnung zur Verteidigung des …………………………………. des ……………………….

——

Sie dachte an das Marais mit seinen vielen kleinen Strassen, bewimperten Cafés,

an seine vorbei huschenden Weltortsinsassen: schwarzgekleidet, mit alten

individuellen Hüten auf den ansehnlichen, kleinen Köpfen, zauberhaft.

Jeder ein wenig anders. Das war echter Style! Echt, Fr—n—-tsch!

Aber weiter (als ein bisschen Style) war es nichts! (die Banlieu am nördlichen Ende hatte sie

nicht erreicht)
——-


Es gibt keine wirkliche Reise, wenn es keine Zugehörigkeit gibt. Aber gibt es eine

Flucht für Jemanden, der sich so unzugehörig fühlt, dass er sich nicht zur Wehr setzen kann,

womöglich? Das war jetzt ihre theoretische Frage. Die Frage von jemandem, die sich

wirklich nichts aus Flaggen machte, keinen Boden hatte usf.

 

„Das Gesicht ruft mich an! Noch bevor der Name mich ruft!

Das (vorsintflutliche) Gesicht!

 

Diese Hymnen müsst ihr singen, wenn ihr euch gegenseitig tötet!

(7.5.22)

 

 


 


 

 


 

 

 

 


 

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