Zwanzig Jahre hatte ich Zeit, diesen Roman (Glaubenssatz) zu schreiben.
Ich denke: dochdoch: zwanzig Jahre sind genug, für was auch immer. Ein Mensch, dem zwanzig Jahre gegeben sind,
der kann etwas tun!
Ich will nicht sagen, dass der Brunnen versiegt ist, der Baum vertrocknet. Nachdem er viele, viele Jahre unfertige Früchte
trug. Aber ich kann mit den jetztigen kognitiven Bedingungen keine Arbeit von 100 Seiten mehr überblicken!
Ich kann sagen: dieser Arm ist abgestorben! Kein Sinn, zu versuchen die sechs Kapitel in mein Gedächtnis zu übertragen,
sie dort abzudrücken und das letzte Kapitel; die „Quarantäne“ in einer logischen Folge innerhalb des Ganzen zu erfassen.
Ein gesundes Gehirn kann hundert Seiten (vielleicht 500?) in einer guten Stunde in sich abbilden, die Essenz daraus filtern, die
Struktur erfassen. Ein gesundes Gehirn hat diese Stunden ausserordentlicher Klarsicht!!!
Ich erinnere mich…. an die Leichtigkeit:
MIT DER ICH SCHEISSE SCHRIEB.
Ich sehe nicht mehr viel— mit meinem Gehirn. Ich überblicke nichts mehr. Nichts… bis auf den unmittelbaren Satz.
Ein Ärger überkommt mich…. dass ich das Gehirn verloren habe….. jetzt, wo ich vielleicht ein bisschen mehr……
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HAHAHA, JETZT KOMMTS: innere Reife hätte…. meine BIOGRAFIE RÜCKWÄRTS zu erzählen.
ABER ERZÄHLT MAN DENN VOM ENDE AUS ZURÜCK SICH IN DEN ANFANG? DIESE REIHENFOLGE IST DOCH UNLOGISCH!?
MAN FÄNGT MIT DEM LEBEN AN, DEM ERZÄHLEN, BEI NULL …..
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ABER: Ein Problem das sich aus langem leben ergibt: Man steckt im Leben fest, man verwächst in die Jahre hinein!!!
Solange und tief steckt man schliesslich in seiner eigenen Biografie drin fest, dass sich diese wie ein Dschungel anfühlt.
Dschungel, in dem man umhergeistert. Jegliche Objektivität einem abhanden (wie man bei vielen Zeitzeugen sieht).
Bereits mit dem zur Weltkommen war einem alles zu nahhhhh!!!! Haha.
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Später, wenn man alt oder krank ist (dement und prä-dement, so wie ich), bricht die Erinnerung hinter einem ab.
Zerfällt das Gewesene in Bruchstücke. Und da kann man— Herrgott, darf es wahr sein!? Wie tricky! —- seine Biografie
wiederum nicht erzählen!!!!
Auf jeden Fall ich nicht.
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Im „Glaubenssatz“ habe ich wohl das eine oder andere Selfi sprachlich abgebildet.
Dürftig (im Vergleich mit der Innerlichkeit, die meine Körperzeit ausfüllte.)
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Neu sehe ich, nebulös, sehr, sehr nebulös:
Inneres Erleben kannst du nicht in Prosa erzählen. Es kommt nur zu Blähungen.
Also bleibt vermutlich alles nur ein Prozess.
Ein Prozess wird nie abgelöst sein von mir, meinem Fleisch.
Ein Prozess bleibt unvollendet, unfertig. Mit anderen Worten: hässlich.
Wie also: so sterben? (Jaja, um mich festzuhalten brauche wenigstens einen obsessiven, klaren Gedanken!)
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Hundert Seiten können an Zwanzig Jahren nur scheitern!
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Stilfragen: Ich revidiere das Schlusskapitel, weil: Sentimentalität darf nicht mein Ding sein in der Prosa….
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LESE/PRÜFE LAUT, WER SEIN HERZ IM STILLEN AUFS PAPIER WEINTE, ERGOSS! SICH FESTKLAMMERTE
AM PAPIER IN EINEM SENTIMENTALEN MOMENT. (Marguerite Duras kann vielleicht den Schmerz schreiben.)
DANN KOMME ZUR VERNUNFT UND MACHE SICH AN DIE FACHLICHE ARBEIT DES SYSIPHOS.
Wütend, verbissen. Die Krone raufschieben. Und wieder hinab werfen!
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VERDICHTEN, WEIL DENKEN NICHT GEHT:
Aber offenbar ist meine Ambivalenz so gross, dass ich nicht herausfinde, wie ich doch noch ans Ziel kommen könnte:
vielleicht ein halbes Ziel, ein Viertelchen Ziel:
Indem ich A: alles niederschreibe, den blinden Gedankenerguss. Wird in die Entropie führen.
Oder B: indem ich so gut wie alles, das sich mir aufdrängt in einer Leerzeile AUFSPARE.
Gedankenpausen, Schweigeabsätze…. länger und länger und konfuser…. dichter und dichter werdend…..
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(14.7.21)