Ein Gedicht von Anne Sexton

Gott3

„Buch der Torheit, das ehrfürchtige Rudern hin zu Gott“ (1972)

Erde

Gott schlurft im Himmel herum,
ganz geknickt,
dabei möchte er bloss seine Zigarre rauchen
oder an den Fingernägeln kauen und
dergleichen.

Gott hat den Himmel,
sehnt sich aber nach der Erde,
der Erde mit den kleinen lauschigen Höhlen,
dem Vogel, der am Küchenfenster rastet,
auch nach den Morden, aneinandergereiht wie zerbrochene Stühle,
nach den Dichtern, die mit Vorschlaghämmern
in ihre Seelen vordringen,
den Hökerern, die ihre Tiere
für Gold verscherbeln,
den Säuglingen, die schnüffelnd suchen nach ihrer Musik,
dem Farmhaus, knochenweiss,
das auf dem Schoss des Kornfelds sitzt,
dem Denkmal hergezeigtem Witwenleben,
dem Ozean mit seiner Tasse voll Studenten,
doch vor allem ist Er neidisch auf die Körper,
Er, der körperlos ist.

Auf die Augen, die wie Schlüssellöcher auf- und zugehen,
nie vergessen, registrieren tausendfach,
den Schädel mit dem aalglatten Verstand –
der Präsentierteller der Welt –
die Knochen und ihre Gelenke,
die sich biegen und brechen für jedes Kunststück,
die Genitalien,
der Ballast der Ewigkeit,
und das Herz natürlich,
das die Flut trinkt
und sie gereinigt ausspuckt.

Auf die Seele ist Er nicht so neidisch.
Er ist nur Seele,
liesse sie aber gern wohnen in einem Körper
und käme herunter
und liesse sie
ab und zu einmal baden.

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