3004_zum „Glaubenssatz“ & „Prosaschreiben“

Natürlich möchte ich weiter Prosa schreiben. Einfach nur, um versorgt zu sein. Aber ich fürchte, ich kann keine längere, zusammenhängende Prosa mehr schreiben. Der Versuch, 20 Jahre einen zusammenhängenden Prosatext zu schreiben hat mich leider so gut wie getötet. Ich habe versucht, das Problem in einem Kapitel von „Glaubenssatz“ selbst zu thematisieren: das Problem, niemals am Ende eines Tages mit einer Arbeit fertig zu sein. Niemals das Ende der Arbeit in Aussicht zu haben. Hinzu kam die immer stärkere Gewissheit, dass diese Arbeit niemals von mir abgesetzt werden kann, dass ich damit das erreicht habe, was ich zuerst wollte, dann nicht mehr wollte: mich der Bewertung u. somit dem Markt entziehen. Es kam der Tag, an dem ich mich fragte: was ist der Unterschied, ob ich virtuell schreibe oder mit der Tastatur? Was ist der Unterschied, ob wirklich schreibe oder nur potentiell? Das Schreiben und Verwerfen von Bergen von Papierseiten über Jahrzehnte. Wenn ich doch wenigstens diese Berge aufbewahrt hätte! Dachte ich einmal. Wenn ich wenigstens die ausgedruckten Papierseiten noch hätte! Dann könnte ich sie neben mein Bett stellen, turmhoch, und vielleicht gemütlicher schlafen. So arm, traurig und einsam bin ich nun, dass ich mir einen Berg ausgedruckter Durckerschwärze neben meinem Bett wünsche! Das Scheitern ist der viel grössere Teil meines Gelingens. Darum ist meine physische und bald auch finanzielle sowie meine emotionale geschweige denn mentale wirtschaftliche Situation unausgeglichen. Es ist, als müsste ich alles aus mir herauspressen, um mich am Leben zu erhalten. Ich dachte nie, dass wirklich nie etwas zurückkommt (aus welchen Gründen auch immer). Ich dachte, dass ich mit dem, was ich machen wollte: eine Art Lebenskunst leben mit dem Schreiben in meinem Leben, würde ich Menschen an mich heranziehen, eine gemeinschaftliche Nische finden, weil ich fand, dass ich etwas sehr Menschliches, Bodenständiges mache. Das Gegenteil war der Fall. Ich katapultierte mich auf den Mond. Degenerierte. Natürlich schreibe ich, um mich abzulenken. Ich hätte nie geschrieben, wenn ich a: gesund gewesen wäre, physisch, und b: gel…..aber das muss ich, Mensch, nicht ständig wiederholen.(oder wenn, wieso? Bin ich gezwungen, das ständig zu wiederholen?!) Ich wäre nie in der Egozentrik verloren gegangen, wenn ich in einer Gemeinschaft gelebt hätte, in der man täglich über die wichtigsten Dinge und Gefühle des Leben redet, das praktische Leben, eben, bestehend aus einer nicht entfremdeten Arbeit und viel Relaxing. Auseinandersetzen, sich, als Ritual. Nicht um weiterzukommen, sondern um die Ästehtik zu pflegen. Mein Job, der der Aushilfe od Verkäuferin hat mir nicht gereicht, um eine solche Gemeinschaft nicht zu vermissen. Dann war ich zu krank für alles, aber ich konnte aus der Prosa nicht mehr draus. Bei der Prosa an einer unbekannten Stelle zu beginnen und nie einen Plan zu haben, ist nahezu insane. Keine Idee von Kausalität. Weil ich nicht denken kann. Ich kann wirklich nur einen Satz machen und schauen, wie der zweite wird. Prosaschreiben mit einem Kurzzeitgedächtnis, dies über 20 Seiten ist wie ein Hindernislauf mit verbundenen Augen. Man vergisst laufend, was man schrieb, vernichtet alles, beginnt von Neuem. Was übrig bleibt ist immer zuwenig, ist immer gegeizt. Gegeizt mit dem Herzen, auf der Suche nach der gefilterten Essenz. Aber diese Essenz ist nirgendwo wirklich festzumachen. Ich bin ausgepresst wie eine Sozialarbeiter nach dem fünften Burnout. Ich habe keine Kraft mehr, das Prosaschreiben entzog mir das Mark, ich war nie fertig, keinen Tag war ich fertig, mein Geist musste jede Nacht weiterarbeiten, nur, weil ich keinen Überblick hatte über 100 von mir geschriebene Seiten. 100Seiten; das sind sehr viele Sätze. Aber es sind auch, im Rahmen der Prosa, leere Sätze. Der Inhalt geht nicht aus den Sätzen hervor, in der Prosa, nur aus der Struktur. Und das hasse ich. Das hat mich ebenso kaputt gemacht, wie alles andere. Ich dachte, dass ich mit der Arbeit, die ich für Leistung und Spass zugleich halte, meine soziale Situation bereinige. Verlage begründen nicht mal ihre Absagen. Ich habe etwas getan, dass nicht nur sinnlos ist, sondern auch beliebig. Ich wünschte, ich könnte in ein Kinderbuch entfliehen. Zb.in Pippi. Und dort hinter einem Tresen riesige Gummilollys und Zuckerschlangen an fröhliche Kinder verkaufen, die den lieben langen Tag im Dreck spielen.
Titel: Qurantränen.

(26.3.2021)

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