3004_die Sprache wird auch nur reproduziert oder weniger als das?

Habe neulich mal im Digitec Helpcenter bei einem Experten nachgefragt, wie ich bessere Fotos machen kann, welches Material ich dazu brauche, damit es bei der Vergrösserung der Fotos nicht zu Verlust an Schärfe kommt. Auf diese simple Frage schickte mir der Experte eine Liste mit den neusten Fotokameras, alle technischen Daten bis ins Detail aufgelistet in einem grafischen Vergleich.

Die Technik und besondere digitale Technik bildet eine immer mächtigere Fachsprache, von der vorausgesetzt wird, dass man sie  bereits spricht, sobald man sich für ein technisches Gerät interessiert. Über vieles kann man sich mit Google-Studium informieren, bis zu einem gewissen Grad, wobei eben genau das auch schon ein spezifisches Selbstverständnis einer „gegeben“ Sprache verlangt.

Heisst das nämlich, dass man dann diese Sprache auch wirklich versteht und in ihr sprechen kann, wenn man ein paar Fachbegriffe aus der  Fototechnik, Digitalität und IT nachgeschlagen und halbwegs zugeordnet und konnotiert hat?

Was mich immer erstaunt hat: seit Kind auf— jetzt autistisches Kind, danke!—–stelle ich Fragen, unter anderem einfache schulische Fragen—- rechnerische, Beipackzettel, Strassenkarten, Steuererklärungen, Masseinheiten, Fernsehbedienung usw usw —- und bekomme bis heute so gut wie nie Antworten, die sich direkt auf meine Fragen beziehen. Ja, in der Regel werden und wurden mir immerzu nur bereits bestehende Antwortschablonen hingeworfen, in denen das Verständnis für die fachlichen Zusammenhänge bereits fixfertig vorausgesetzt wurde. Genaugenommen gab es keine Lehrer, die sich auf meine Fragestellungen bezogen, sei es, weil sie es nicht wollten oder konnten. Und daraus haben sich dann für mich grosse Probleme entwickelt.

Heute bin ich der Meinung, dass diese Menschen einfach schlechte Pädagogen waren, die sich keine Mühe gaben, individuelle Probleme und Sichtweisen —- die man ja jetzt offenbar mit einer Neurodivergenz begründet, lol, danke Fach-Sprache!—– zu verstehen. Ich bin der Meinung, dass es zuerst darum geht, die Sichtweise und Fragestellung des Kindes zu begreifen und dann um die Anpassung der Antwort.

In dem riesigen Bereich der Technik, die unser Leben übergiesst und die Sprache durch ein Meer von mathematischen Zeichenverkettungen ergänzt, gäbe es eine Stelle zu besetzen innerhalb dieser weiten Spanne zwischen dem Experten und dem ahnungslosen respektive anderssprachigen Klienten.

Die Autismus-Ärzte haben mir jetzt auf die Schnelle eine neue, rückwirkende Diagnose zugeworfen, die all diese Probleme, die mir das konventionelle und konforme Leben zur Hölle machten, in wenigen „neuen“, neumodischen Fachbergriffen zusammenrafft. Aber was es bedeutet mit dem ständigen Unverstehen eines Umfeldes klarzukommen, das Kommunikation nur anwendet, nicht selbst, persönlich neu schöpft, um so genauer und individueller zu vermitteln, das interessiert sie nicht. Hier wäre eine weitere Sprachebene in einer anderen (Fachsprache) eliminiert worden, weil, so sage ich mal …

,,, sprechen, von Grund auf, neu sprechen, anstrengend und kostenintensiv ist

… vielleicht so intensiv und anstrengend, wie geboren zu werden ….

Michel Foucaul in Les Moses et les Choses: „Ist die Existenz der Sprache einmal ausgelöscht, verbleiben allein noch ihr Funktionieren in den Repräsentationen.“ Aber was war die Sprache dann vorher? Bloss ein Schrei? Ein Gejaule?

wer versteht Foucaults Sprache?

 

 

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