3004_Diary_vita_contemplativa

Sturm, der noch schlummert, den Baum bewegt; ein Besoffener, schwankend, kommt langsam zu sich.

Einen Sturm durch Glas sehen: wie einen Film schauen, ohne Ton.

Ein Bild, weit weg. Und doch so nah.

Sonne und Regen und Schnee durch Glas sehen. Und die unspezifischen Veränderungen der Witterung.

Natur lebendig und doch so weit zurück geschmolzen, so weit weg, wie diese kleinen Nischen im naturhistorischen Museum.

Jedes Kompartiment in eine dunkle Höhlung getaucht. Malerei auf dem Hintergrund, die die afrikanische Savanne

abbildet. Himmel, von Wolkenfetzen durchzogen. Und im Vordergrund, viel weiter vorne:

ein Tier, ausgestopft und präpariert, als wäre es echt. Bloss die Augen zeigten ein Loch.

Stundenlang gingen wir mit den Kids diese dunklen, stummen und überhitzten Gänge entlang.

Die Kids liefen voraus, drückten sich an jedes Schaufenster, so nah es nur ging, rollten sich seitlich wie Zwirbel über

die Scheibe, klecksten ihre Hände ans Glas. Und liefen weiter.

Ich denke, sie liefen auf den Sturm zu. Sie drängten regelrecht darauf, den Sturm zu erobern.

(24.2.22)

 

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