3004_Diary zum Schreiben_ich mache das, was ich kann, weil ich das mache, was ich muss, weil ich nicht das machen kann, was ich möchte: marionroad holpert

Das Erstaunliche ist doch dies: dass man etwas macht, weil man es machen muss. Nicht, weil man gut darin ist (!). Natürlich gibt es Menschen, die das machen, worin sie ihre Begabungen haben, aber das muss ja nicht heissen, dass sie damit das machen, was sie lieben?!  Nur aber, weiss ich doch nicht, ob es gut ist und richtig, wenn man das macht, was man glaubt, tun zu müssen, obschon man rein vernunftmässig erkannt hat, dass man es damit zu Nichts bringen wird. Etwas tun, worin man nicht gut ist, ist wie ein Placebo schlucken, von dem man dachte, es sei ein Medikament. Aber ich weiss ja nicht, ob ich das, was ich machen muss, und damit meine ich wirklich das, was ich machen muss, nicht das, was ich mache, weil doch Andere gesagt haben, dass ich am besten dies tue, Kompromisse dazu geführt haben etc., ob ich es wirklich tue, weil ich es liebe. Es würde nahe liegen, denn warum sollte ich sonst etwas tun, das mir nicht liegt, weil ich keine Eignung habe dafür? Liebe ich es wirklich, das zu tun, was ich tun muss?! Oder bin ich gezwungen, das zu lieben, was ich tue, weil ich gar keine Möglichkeit gehabt habe, frei zu wählen, was ich eigentlich tun will?! Ja, aber ich habe doch frei gewählt!? Viel zu frei!? Falsch!? Das war keine freie Wahl! Aber was mache ich nun, nachdem ich verstanden habe, es zu mir durchdringt, endlich, dass ich, obschon ich genau das machen konnte, was ich wollte: meiner Leidenschaft nachgehen, die Unfreiheit an diesem Weg entdecke, die eigentliche Auswegslosigkeit …? Nicht wählen können ist keine Freiheit. Unter zuvielen Möglichkeiten wählen zu können scheint mir auch nicht unbedingt die Freiheit. Aber doch, ja, wenn einem alle Optionen der freien Wahl geraubt sind, zum Beispiel durch einen schwer invaliden Körper (so wie mir); dann wird man doch geradezu dazu eingeladen, sich mit dieser wahllosen Wirklichkeit zu versöhnen?! Was will und soll ich noch erreichen ausserhalb all dem, was meine inneren Entwicklungen und Prozesse betrifft?! Ich habe nichts erreicht da draussen, und werde niemals etwas erreichen! Also so what?! Fuck! Und doch möchte ich, dass jemand davon Kenntnis nimmt, wie ich gerungen habe und „gearbeitet an mir“, um psychisch am Leben zu bleiben, in den letzten zehn Jahren der BETTHERRSCHAFT, jenseits der Aussenwelt lebend, abgekoppelt von ihren symbolischen Anrufungen (haha, Lacan), diese Appelle, von denen ich mich als junger Mensch drücken wollte, bloss, weil da ein Trieb war, eine Gegenobsession; und zwar gegen alles, was man mir vorschrieb, was von Aussen kam, nicht achtete auf meine Intuimpfindung (Intuition & Empfinden), ja, warum eigentlich?! Warum musste ich denn so radikal dagegen sein?! Wo ich mir doch explizit die Anerkennung von da draussen gewünscht habe, schon als Kind vom idiotischen Lehrer!!!!
Ich meine, oke, jetzt, ja, hab ich den Dreck: ich bin diesem inneren Trieb radikal gefolgt (die Krankheit machte es relativ einfach, mich diesem Trieb zu überlassen, da eine solche jahrelange Isolation zu monomanischen Selbstreflektion führt), ich habe mich entwickelt, für mich als Göre und Mensch, oh ja, ich bin rudimentär-primitiv, aber ich habe versucht, zu denken! Aber all das bringt mir nun schlussendlich doch nichts ein, materiell, finanziell, sozial, ich meine, hello, sogar ich muss es laut sagen: Wir sind Herdentiere.

Oh… es gibt so viele Bereiche, die im Aussen liegen, mit denen man einen inneren Mangel decken kann! Sogar, wenn man glaubt, man verfüge über einen inneren Reichtum! Nein! Es ist nicht so: ein innerer Reichtum kann noch so solid sein; kein Mensch kann abgetrennt vom Rest leben, es sei denn er hat Gott, kein Mensch wählt Abtrünnigkeit, Auflehnung, radikale Freiheit ebensowenig wie ein Schreiben, das implodiert. Aber doch ist all das geschehen,  mir zugestossen … und ………………………
hat nicht Zizek gesagt:
die ‚Distanz zwischen Innen und Aussen begründet unsere Freiheit‘?!

Ich bin also ein Sklave, dadurch, dass ich mich entzogen habe, solange, bis ich vergessen wurde und physisch passenderweise im Hypometabolismus der Myalgic E. versank. Ein Sklave, nicht durch zuviel Fremdbestimmung, sondern durch komplette Ablösung von allen menschlichen Auflagen, wahllos gefangen, wie die schlecht ausgebildete Kassiererin oder der Migrant (gut, er hat u.a. Möglichkeiten), ausgeliefert Umständen, den Strukturen, die stärker sind als mein riesiges Ego, ein Ego, für das ich offenbar Weltflucht machen musste, vor vielen Jahrzehnten, um nicht innert Kürze zertrümmert zu werden ….. eigenartig. —–

Aber ich verirre mich im Wald meiner Gedanken. Ich verliere sie gerade.
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Kürzlich wieder einmal ‚Kaspar Hauser‘ geschaut (nicht die Verfilmung von Werner Herzog, sondern ein erstaunlich guter Fernsehfilm mit André Eisermann) und musste mich fragen: warum bin auch ich so weltfremd, dreist und voller Unschuld in meine Umgebung hineingeschleudert worden, damals nach Schulende um die Zwanzig, so als wäre ich aus einem Verschlag entronnen, in dem ich mit meinem Holzpferdchen, meine ersten siebzehn Jahre verbracht?! Ich bin doch darauf vorbereitet worden, dass ich da draussen nicht das Paradies vorfinde! Dass sie nicht auf mich warten! Dass mir nichts geschenkt wird! Dass keine Männer mir zu Füssen liegen! Epikursche Genüsse selten sind! Dass alles verdient werden muss, alles!!! Ja, ich bin vorbereitet worden, darauf, aber offensichtlich wandelte ich umher mit der Glocke meines Paradieses um mein Köpfchen rum … ich liess das nicht an mich heran, was sie da draussen von mir wollten, ich konnte nicht liefern, was sie von mir forderten, ich versagte kläglich in den kleinsten Aufgaben und ich folgte gleichzeitig dem Diktat, das mir die steife Vorstellung einflösste…. ich suchte das Paradies.

Es bestand aus: Schöpfungsstern & Love.

Nichts mehr als das.

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Aber was meinte ich mit diesem dämlichen Schöpfungsstern …..

Alles zu verlieren, ein Freak und Klapsenmensch zu werden, mit Halbdeliquenten zu verkehren, an einem dumpfen Strassenrand unter Mäuserichen ohne Erospfeile, ohne Sprache, ohne Augen, ohne Gesten ….. Quelle Silence.

Zahltag, Mjs, Zahltag.

Wenn ich könnte, dann würde ich, was ich muss, weil ich es will, ohne es zu wollen, ohne es zu lieben, wahllos, ja … aber nicht das, da!, sondern etwas, das ich frei gewählt habe, das ich nicht will, das ich kann, muss …..dankeschön fürs Müssen, musslos, talentlos, würde ich mir sagen! usw.

Predigen wie ein Sünder: Selbstverwirklichung, sogar echte ist Sackgasse. Und: schmerzhaft.


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