Man sagt, ich sei langsam.
Der Riese aber hat vor Allem eine riesige Angst!
Dies rührt wohl daher, dass er in der wilden Natur nicht überleben kann.
Kaum geflutscht, nimmt er auch schon seine Schutzlosigkeit wahr und schreit.
Nachdem ihn fremde Hände aus dem Wärmetuch wickeln, legt man den Riesen
dann an die Mutterbrust, wo er saugt. Was für ein Winzling! Schnell ist er zum
Pflücker, Flitzebogen und Riesen geworden!
Später baut er sich ein riesiges Kleid gegen seine angeborene Kälte! Es ist
sein Haus und steht abseits von ihm wie ein Wall. Der Riese schläft und
träumt rechtwinklig in seinem Haus, aber daran schmiegen oder hineinverkrümmen,
kann er sich nicht. Immerhin: es fächelt ihm eine gewisse Wärme zu, es
schirmt ihn gegen äussere Eindringlinge ab.
Der Riese hat nämlich immer noch ein riesiges Schutzbedürfnis! Man staune, wie
er beim Aufbau seines riesigen Schutzumhangs auch noch das Winzigste
bedenkt. Ob er den Regennassen Boden an seinem Bauch wohl spürt, wenn
er so von A nach B flitzt, seine riesigen Lebensgrundlagen wie Kasernen
auf den Rücken geladen? Welch Chaos er mit seinen Spuren anrichtet!!!!
Wahrscheinlich fehlt ihm einfach eine Haut!
Man sagt, ich sei langsam, so schleiche ich oft durch seinen riesigen Garten.
Fast immer zerstampft er mich, aber fast immer richte ich mich wieder
auf.
Würde er sich mal in andere hineinversetzen – in Schnecken- zum
Beispiel, könnte er erkennen, dass seine Wehrlosigkeit nur eine Chimäre ist.
(31.3.19, Bild Christian)