Die Haare
Wir verstanden es so: Wir mussten vorankommen. Jeder Zentimeter zählte. Wir wussten nur nicht, wieso.
So wuchsen wir sichtbar in die Länge und nahmen an Volumen zu. Irgendwann zog uns der Lumpen über den Boden hinter sich her wie einen schweren Schleier. Weil wir so lang waren und so dicht, zertraten und zerstampften sie uns oder rissen uns einzeln aus.
Der Lumpen hatte nun genug davon. Also verschanzte er sich mit uns in einem hohen Turm. Da liess er den Kopf traurig über den Sims des Turmfensters hängen, während
wir schwallartig die Mauer hinab fielen.
Überr die Spitzen leiteten wir das warme Sonnenlicht in die goldenen Sprossen bis zum Lumpen und in seine Psyche, die kalt ausgeräumt war wie ein Turmzimmer.
Einmal holte der Lumpen die Schere und schnitt uns raspelkurz, weil, wie er traurig sagte: keiner über uns, keiner über das Geleit der Haare, zur Liebe gefunden hatte.
Sondern fast alle nur zu finanziellem Wohlstand und Anerkennung über eine ganz gewöhnliche undurchsichtige Leiter.