Am Neujahr fuhr mich meine Mutter ins Dorf, und ich hatte die Möglichkeit einige Plätze meiner Kindheit zu besuchen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe.
Der Bäcker war für uns Kinder ein Highlight. Immer ein Schüler bekam von der Mutter einen 5-Liber mit (oder war es damals nur ein 2-Fränkler?) und durfte beim Beck ein Halbpfünderli kaufen. In der Zehnuhrpause hat der, der das Brot an diesem Tag erworben hat, dieses mit den andern – den besten Freunden v.a. – geteilt. Er/Sie stand dann in der Mitte mit dem Halbpfünderli, während wir anderen drum herum standen und abwechselnd weiche Brotteile aus dem Brot herauspickten. Meistens war es ein Ruchbrot, das morgens um halb Acht noch warm war. Ich durfte selten ein Weissbrot kaufen. Es war irritierend verführerisch, weniger nahrhaft als das Dunkle, mit goldiger Kruste. Wenn man Krach hatte mit dem Kind, das das Pausenbrot zur Verfügung stellte, brachte man sich um einen echten Genuss.
Es bedeutete auch eine gewisse Verantwortung, ein Brot zu besitzen. Immerhin trauten einem die Eltern den Gang in einen Laden zu, obschon man vielleicht erst acht oder neun Jahre alt war! Es waren immer dieselben Kinder, die ein Brot kauften; jene, deren Eltern für offen galten …. ich glaube, es war auch ein Beweis von Zutrauen der Eltern dem Kind gegenüber!
Kirsten war es, die am meisten das Pausenbrot zur Verfügung stellte! Ihre Eltern, die Finnen waren, haben ihr einiges zugetraut. Und viel abverlangt!
Ich hatte immer etwas Schiss, den Bäckerladen zu betreten. Ich weiss nicht mehr, ob ich oft das Pausenbrot stellte …. ich fand das Teilen des Brotes nicht so einfach, ich glaube, ich mochte diesen Posten nicht so. Man musste im Prinzip mutig genug sein, einzuschreiten, wenn einige zuviel Brot beschlagnahmten, andere nichts abkriegten …. dies war eine sehr EXPLIZITE Aufgabe, der ich damals nicht gewachsen war.
Lieber schlich ich mich sowieso auf dem Schulhausdachboden herum …..