„Konstruiert werden soll eine Gefängnismaschinerie mit einer Sichtzelle, in der sich der Häftling wie in „einem Glashaus des griechischen Philosophen“ gefangen findet und mit einem Zentralpunkt, von dem aus ein ständiger Blick sowohl die Häftlinge als auch das Personal kontrollieren kann. Um diese zwei Anforderungen sind verschiedene Variationen möglich: Benthams Panopticum in seiner strengen Form, der Halbkreis, der kreuzförmige Plan oder die sternförmige Anordnung. Inmitten all dieser Diskussionen erinnert der Minister 1841 an die grundlegenden Prinzipien: ‚“Der zentrale Inspektionssaal ist der Angelpunkt des ganzen Systems. Ohne zentralen Inspektionspunkt ist die Überwachung nicht mehr gesichert, stetig und allgemein, denn es ist unmöglich, ein vollständiges Vertrauen in die Tätigkeit, den Eifer und die Intelligenz des Aufsehers über die Zellen zu setzen … der Architekt muss deshalb seine ganze Aufmerksamkeit auf dieses Ziel richten, mit dem sowohl die Disziplin wie auch die Ökonomie auf dem Spiel steht. Je genauer und leichter die Überwachung ist, umso weniger braucht man in der Gewalt der Gebäude Garantien gegen Ausbruchsversuche und gegen die Vereinigungen unter den Gefangenen zu suchen. Die Überwachung wird vollkommen sein, wenn der Direktor oder Oberaufseher ohne Stellungswechsel und ohne gesehen zu werden nicht nur den Eingang zu allen Zellen und bei offener Tür sogar das Innere der meisten Zellen sieht, sondern auch noch die Aufseher, denen die Bewachung der Gefangenen in allen Stockwerken obliegt. Mit dem Modell der kreisförmigen oder halbkreisförmigen Gefängnisse scheint es möglich, von einem einzigen Zentrum alle Häftlinge in ihren Zellen sowie die Wächter in ihren Überwachungsgalerien zu sehen.“‚
(Ducatel, instructions pour la construction des maisons d’arret, Michel Foucault, Überwachen und Strafen, 1977, Kapitel IV, Gefängnisse, totale und asketische Institutionen)