Heute habe ich zum erstenmal ganz konkret gedacht, dass Thanatos mich nicht mehr an Eros auszuleihen braucht. Dass Eros nach dem Tod der Liebe Mitte 2022 sowie einem kurzen Sonnenstand im Spätsommer danach, auch mit der Endgültigkeit unterging, wie alles andere.
Der Übergang ins Alter hat bei Eros zu verzweifelten Konvulsionen geführt, zu diesem typischen letzten Aufbäumen und wellenartigen Versiegen. Dieser Übergang war für mich so dramatisch, weil ich es eben in dieser knapp bemessenen Zeit meines sinnlichen Daseins nicht mehr geschafft habe, einen Abschluss zu finden, der den vorgängigen Verlust transformiert.
Wie schnell die äussere Schönheit zwischen 45 u 50 zerfällt, macht eine Frau schwindeln vor Erschütterung, und jeder Tag, der ohne Eros verstrich, war für mich ein unendlich kraftraubender Tag, eine einzige Ohrfeige.
Wie hätte ich in diesem Zustand meine ungehaltenen Reaktionen, meinen überschiessenden Frust, die tiefe Verzweiflung erklären können, denen, für die eine Begegnung mit mir in dieser Zeitspanne des Vorfinis nur einer billigen Nebensache gleichkam, einer möglichen Alternative, die sein kann, aber nicht muss, auf jeden Fall keine Anstrengung kosten soll und also v.A u i erster Linie konsumabel zu sein hat?
Es war wie kentern u wieder kentern u wieder, während über mir der Zeiger der Uhr tickte u sie neben mir Lego spielten. Dass dieses Geschehen überhaupt nicht thematisiert wird, obschon so traumatisch u schrecklich für alle, ( ausser jene, die in dieser Sache ernährt worden sind), erstaunt mich ein wenig. Wo wir doch dem Körperkult leben.
Auf einmal, so hat der Mensch resp die Frau an der Schwelle zum Alter zu kapieren, ist es einfach danach u nicht mehr vorher. Und alles ist anders, es gibt keinen Zugang mehr zu einem sinnlichen Austausch. Der Spiegel spricht, aber impliziert gleichzeitig das Stillschweigen.
Vorher, auch das ist wohl normal, ŕeduziert die Frau sukzessive ihre Ansprüche, und schmeisst sich schliesslich aus purer Not noch ein oder zweimal weg, ehe sie auch das unterlässt.
Als schwer Kranke ist es schon lange so gewesen, dass meine Gegenleistung im Prinzip nur noch einen Geldwert haben konnte. Und so konnte ich froh sein, Nutzen zu bringen (ihm) und dazu mit einer Note zu weddeln, die symbolisiert, dass ich mich nur noch vergessen resp verschenken kann, wenn man mir erlaubt, draufzuzahlen.
Dieses Wort Draufzahlen ist das Wort der Stunde u mehr, es ist das Wort, das aus den Umständen meines Daseins erwachsen ist, und mich irgendwann soweit durchwirkte, dass ich nicht wieder wagen würde, ich zu sein vor Scham u Trauer.
Eros war der grösste u einzige Gott nebst Thanatos in meinem Leben. Er war so gross für mich, dass ich mich nie entscheiden konnte, ihn für ein blosses Bedürfnis od einen Spass zu missbrauchen. Also habe ich ihn selten erlebt, paradox, er bedeutete mir einfach zu viel….
Heute aber habe ich diesen Kompromiss versucht, vermutlich, um mich zu vergewissern, dass Trieb u Magie, Lust und Hingabe unerreichbar sind, unvereinbar und unteilbar, weil es die Liebe gibt im Leib, und also es nur Verzicht geben konnte, über all die Jahre, weil ich diese da….(Männer, die zufällig da waren) nicht lieben konnte. Weil es eine heilige Sache ist u zu sein hat. Und die Heiligkeit Eros‘ nicht da ist, um Bedürfnisse zu befriedigen u Freundschaft zu stiften, sondern elitäre Seligkeit zu produzieren.
Und Eros kam mir schal vor, eben weil er es ja doch nie gut meinte mit mir, mich strafte für mein Wissen um die Vollkommenheit in dieser Sache, für die Komplexität, die es unmöglich macht, für den, der tief fühlt und genau fühlt. ( Ja, ich muss hier ein wenig bluffen, finde ich.) Und weil es jetzt, zu all dem hinzu auch dafür zu spät ist.
(27.2.2024)