Heute morgen um halb Vier ging ich zum Briefkasten an der Ecke Rossfeld. Ich musste was in den Briefkastenschlitz zwängen. Ich trug den schwarzen Wintermantel befestigt mit einer goldenen Blattbroche, darüber ein Wollhalstuch in verschiedenen wolkenartigen Brauntönen. Das Pflaster war sehr kalt, denn am rechten Fuss ging ich barfuss. Von wegen der schwarzen Converse, die ich für 20 Euro auf Amazon gekauft hatte; rechtes Innenfutter war am Ferssporn mit einer scharfen Kante abgeschlossen, ev. Karton. Ich habe die beiden Segelschuhe unter dem Küchentrog umgekehrt unters Licht gehalten und verglichen. Der linke war einwandfrei, darum auch keine Probleme beim Gehen zum Rossfeld-Briefkasten mit dem linken Schuh. Schnitt also den Ferssporn aus dem rechten Converse mit der Schere aus, aber dann hatte ich einen Pantoffel, der mich bei jedem Schritt ausleerte wie ein verschlammtes Schiffchen.
Um 6 Uhr legte ich mich ins Bett, barfuss, mit blutiger Ferse, und habe ich eine Rolle Chocoly-Biskuit gegessen.
Aber dann bin ich nochmals auf und habe geduscht und Haare gewaschen. Ich legte die hellblaue Jeans und den grau braunen Pullover in den Wäschekorb neben dem Katzenkistchen. Dann zog ich eine Leggins an mit Löcher, weil die Leggins ihre Elastizität verloren hat, ein ausgewaschenes, hellblaues Minijupe im Edgy-Style, etwa so, wie der aktuelle Himmel dreinschaut; hell, wolkig, verfleckt, aber sehr, sehr ausgewaschen. Dazu trug ich einen erdbraunen Übergangspullover, der bereits 12 jährig ist. In diesem Pullover, der mir mal noblessemässig runterhing, seh ich heute aus wie eine gepellte Wurst, den Rollkragen habe ich vor mehreren jahren abgeschnitten, da ich keine Würgegriffe am hals mehr ertrage. Allesinallem: ein Pullover für jedes Wetter und jede Laune, den ich mit einem soliden Gefühl der Treue verbinde, da die Halbwertszeit von Kleidern bei mir bedenklich gesunken ist. (manche nicht mal die Verstoffwechselung eines ADs überleben). An den Ohren trage ich zwei kleine goldene Schlangen, 6Euro und ziemlich Trash. Um 7.30 Uhr morgens habe ich überlegt, ob ich ein Zolpidem nehme, aber ich liess es dann sein. Ich träume also weiter von der Schlafkunst. Und dann irgendwann: in einen Tag und einen Körper farbenprächtig und unverschnippelt erwachen.
(17.4.21)