Ich, Bumble und Tinder usw.

Ich bin jetzt oft da, wo ich meine eigenen Gefühle als Plagiate empfinde. Nicht nur meine Worte und Sätze, auch meine Erlebniswelt. Ich weiss, dass ich verblöde, wenn ich ganz aufhöre mit solcherlei Geschichten. Aber es gibt nur dies: den Kompromiss, meine Anpassung u Fragmentierung. Oder gar nichts mehr. Ich habe ihm von diesem erzählt: dass man, in der Isolation lebend, nach längerer Zeit anfängt, die Menschen in seiner Phantasie zum Leben zu erwecken, sie zu erfinden, und sie zu einer Obsession werden zu lassen. Ich habe ihm erzählt; ich schreibe an einem Schluss, und da geht es darum, dass die Protagonistin die Menschen beklaut, mittels Phantasie, nichts Sexuelles, eine bizarre Form von Gesellschaftsbildung, eher, von Projektion, vielleicht. Ich habe ihm auch erzählt, dass ich die Wut brauche, die Wut als Motor, um überhaupt gegen die verdammte Leere anzukommen. Aber zu dieser Wut gab er mir keinen Grund, im Gegenteil, ich hatte es mit einer Höflichkeit zu tun, die mir sogar das Fahrrad hielt, damit ich es vor seiner schönen Wohnung in der Altstadt abschliessen kann. Nein, keine Nahrung für die Wut, nicht mal für neues Abgetrenntsein. Aber Leere, oh ja. Dieses furchtbare unendliche Reden über mich, obschon ich damit nichts mehr sage. Das ist so erstaunlich, dass kein Wort mich aufstehen und in mich hineintreten lässt, um mich auszufüllen und mich selbst zu sein vor einem Anderen. Wir haben uns gebeichtet, dass wir einmal geliebt haben. Und ja, in meinem Fall habe ich mich dann entschieden gehabt, mich nur noch wegzuschmeissen, nur noch zu verlieren. Aber das ging nicht, da war ich nie konsequent. Und heute dachte ich, auf dem Heimweg am Fluss, in der herrlichen nächtlichen Dunkelheit: den Liebesakt wollte ich immer als eine Art Sakrileg raus halten aus allem Profanen, den Liebesakt, den sie dort Sex nennen oder Intimität ohne Commitment und andere bekloppte Definitionen. Denn das kann man nicht nennen, es wäre absurd. Ich bin dann zum Schluss gekommen, dass ich, unter den gegebenen Umständen, notfalls lieben kann, wenn ich mal begehre. Und dass ich nichts brauche und nichts will dazu, kein Arrangement, keine Übereinkunft, keine gemeinsamen Nenner, keine Worte…. oh ja, darum habe ich mein Profil so wortfaul wie möglich gehalten, während alle andern mit menschlichen Eigenschaften hochpokern, wo keiner doch, kein einziger seinem Bild entsprechen kann, was für Manipulateure ihrer Biographien….!!!!. Also, nachdem ich geliebt habe- ist jetzt schon paar Jahre her- habe ich diese Fährte einschlagen müssen: den Fremden zu lieben und die Intimität mit was auch immer zu durchdringen. Die Intimität herzustellen aus und mit der puren Distanz. Mit all dem, was mich nun fortan von Allen trennen wird, und das wird bald alles sein. Mir wäre was eingefallen, um dorthin zu gelangen, wo man sonst nur über Vertrauen kommt, über die Zeit, die haarsträubende Tiefe usw. oh ja. Aber ich muss sagen, dass ich mich wahrscheinlich getäuscht habe. Ich kann mich nicht da rausnehmen und mich ganz fühlen, gleichzeitig. Ich bin erbärmlich, wenn ich nicht bis zum Exzess lieben kann. Wenn die Anziehung nicht diese starke Droge ist, die mich mir entreißt. Und also, daher, all die Gefühle meiner eigenen nicht mehr Reproduzierbarkeit, meines Untermeinenmöglichkeiten bleibens im Schreiben wie in der Qualität meines Fühlens. Selbst beim Psy bin ich immer nur noch eine Andere zu der, die ich bin, offiziell. Und darum verkaufte ich mich dort ohne Eigenschaften, weil es keine Verbindung mehr gibt über eine gemeinsam geteilte Realität. Sondern eine Begegnung geben sollte, in der wir zueinander kommen ohne Geschichte. Ohne uns selbst. Ohne unsere Bilder und Ideen von uns…( apropos Bilder: sie wollen zu 90% wieder nur Pics, wieder nur den Kick über den verdammten, äußersten Körper, sie haben offenbar keine Augen für neue Wege)

… als wären wir ohne Identität… geboren mit nichts als dem Strahler unserer Intuition.

Wäre das nicht der Zustand der nackten Haut?

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