Zum Pinson-Kapitel, Verschwinden

Über die Liebe zu schreiben ist das Eine. Aber das Schwierige ist, aus ihr heraus zu schreiben. „Die Liebe kannst du nicht von Innen erzählen.“ Sagt Jeanne zu Pinson. Und so erzählt sie dann eine etwas beliebige kleine Liebesgeschichte und zwar jene von Kabiskopf u Kindskopf resp Jeanne u Pinson. Alle grossen Liebesgeschichten, stellt Jeanne fest, erzählen die Umstände, sie erzählen die Liebe von Aussen, und niemand weiss im Prinzip, wie sich die Liebe in jedem Einzelnen anfühlt. Geht man nach den Äußerungen dieser Gefühle muss sie wieder recht austauschbar und beliebig sein. Aber man hat auch nicht mehr als das ABC um ihre nonverbale Magie auszuformulieren.

Für den Liebesakt und also die Essenz habe ich auch keinen passenden Ausdruck, da ich entweder pornographisch explizit rede oder in langweiligen Metaphern, die den Liebesakt umschreiben, ohne den eigentlichen Geschlechtsakt zu formulieren.

Ich komme also nicht vorwärts, weil ich etwas beschreiben will, das sich für mich einzigartig und überwältigend anfühlte, aber gleichzeitig von Abermillionen in dieser Art erlebt wird. Und weil das Ende der Liebe resp ihre Umstände profillos waren (zb im Gegensatz zu Ana Andrejewnas Liebe). Es ist komisch, dass sich das Intimiste u Privateste, das heiligste meiner Gefühle nicht literarisch verstoffwechseln lässt, und dieses Kapitel vielleicht zum Schwächsten wird im „Verschwinden“. Es ist ja eben so, dass ich mir wünschte, ich könnte die Liebe, wie sie Jeanne für Pinson empfand, von Innen erzählen, ich würde dann alles weglassen, was nicht zum Liebemachen, dem Verschmelzen und der Entzweiung gehört, dies über viele Seiten. Ich wäre unglaublich repetitiv und rhythmisch. Ich müsste die Elemente zuhilfe nehmen; das Wasser, die Erde, den Himmel. Die Süßigkeiten. Das Blut, den Speichel. Die Seide. Glibber und Tiere. Farben. Temperaturen. Landstriche. Feuer. Nein. Es gibt zuwenig Worte dafür.

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