Es ist verrückt, aber über eine Krankheit reden zu müssen, die es in der Welt nicht gab, während meiner wichtigsten Jahre zw 20 und 35, ist auch ein Zwang. Denn, genau besehen gibt es sie immer noch nicht, und zwar nirgendwo ausser in meinem Körper.
Ich habe gestern noch ein letztesmal über den Satire-Namen Chronic Fatigue Syndrom gewütet, ich habe wieder horrible Diskriminierungen erlebt und habe die Homöostase wieder verloren. Aber ich habe wieder festgestellt, dass ich diesen Zwang, weiter über mein ME reden zu müssen, nicht mehr ausstehen kann.
Ich will einen sauberen literarischen Channel, nichts anderes mehr.
Und doch weiss ich nicht, wie ich nicht mehr darüber reden soll, solange es mich gerade u wohl auf viele Wochen od Monate wieder so sehr plagt, dass ich immer irgendwie denke, ev nimmt es mich während dieses Crashes. Was soll ich tun, während ich daliege mit einem riesigen Brand im Innern meines Hirnstammes od des Vagusnerves, ein Feuer, dass mir die Sicht weg funkt, halb ohnmächtig macht, mir das Mark der letzten Energie aus den Zellen räumt….?
Ich kann nur drei Dinge tun: beten, visualisieren oder leise singen.
Das Irre an der Sache ist: der Alptraum hört nicht auf, auch nach Jahren nicht, aber zu statieren, dass es einem schlecht geht, trägt sich ab, wie ein altes T-Shirt. Ein Zuhörer muss immun werden gegen diese Litanei, auch ich muss immun werden und doch gleichzeitig konstant wieder fühlen, dass ich hintergangen worden bin, dass es jetzt anders seinnkönnte, da all die Erkenntnisse über ME schon 2006 (what is ME, Hummingbird Foundation) da waren, dass Schlamperei u andere Prioritäten, Geld u Profit der Grund dafür sind, dass ich ein Mensch geworden bin, der unausstehlichen Crap von sich geben muss, der abstösst, statt anzieht, der nicht aufhören kann zu schreien, wie weh diese Entzündungen, diese Schwäche, und aber vor allem dieses psychische Verhungern tut. Ja, auch ich sage den dämlichen Satz ein für alle mal: hättet ihr mir jede andere Erkrankung gegeben, auch eine mit einem schnellen Tod, so hätte ich doch gelebt und einen Kampf gekämpft, bei dem was rausschaut. Es gibt keine Reha für ME, weil es keine Besserung geben kann durch Aktivierung. Die kleinen ätherischen Bewegungen, die sich in Nuancen vollziehen, sind zu gering, um ein Umfeld zu connecten. Das Gefühl, immer von ME reden zu müssen, bis zu dem Moment, wo es entweder Therapie gibt oder ich mich im Affekt befreie von meinem Geist, denn mein Körper hat mich längst im Stich gelassen, fühlt sich wie eine Obsession, ein Fluch an, weil ich immer noch nicht das Gefühl habe, dass mich jemand gehört hat. Gleichzeitig ahne ich, dass mir niemand zuhören kann, nicht länger und nicht mehr….
Ich sage es also ein letztes mal: seit ich in einem Haus unter lauter Kranken wohne, fühle ich schmerzlich, dass ich auch hier aus den sozialen Anbindungen(Beschäftigung etc) ausgeschlossen bin, weil mein Funktionsniveau viel tiefer ist, als dass all anderer chronisch Kranker od Körperbehinderter. Ich spüre, dass ich mit meiner Erfahrung einer Ausgrenzung alleine bin, mit einem jahrelangen Kampf um Anerkennung durch Institution, Politik, Medizin u Gesellschaft. Es fällt mir schwer, meine Wut und Verbitterung zu verbergen, schwer, seit es Keinen zu lieben gibt, und mir aufgrund der irren Symptome die Lust an Thanatos Gegenspieler Eros vergangen ist. Es macht mich unglaublich wütend, dass in den Monaten, in denen ich der Kluft entstiegen und um Augenblicke rang, niemand da war, zu erkennen, wie vibrant ich lebe, niemand mit mir das Leben teilte, dass ich gewöhnlicher, relativ hässlicher Realität ausgesetzt war. I am so sorry, dass ich diesen undankbaren Satz von mir gebe, aber als Persephone, die ab u zu über dem Hades wandelt, habe ich mich schön gemacht und um Schönheit bemüht, und war einfach scheiss allein damit. Es kommt mir vor, I am sorry again, als würde meine unmittelbare Umgebung einfach selbstverständlich und genügsam vor sich hinleben, während ich auf diesem Seil balancieren muss, und völlig leer ausgehe.
Nun denn. Nun habe ich nochmals von der Sache gesprochen. Und dass das Trauma wütet wie die brennende Epidermis. Aber grundsätzlich nein, nein, ich will diesem Zwang, von ME sprechen zu müssen, von meiner Sauerei, nicht länger ausgeliefert sein. Ich habe damals auf Facebook schon dieses Problem gehabt, aber dies hier ist für mich ein anderes Format, es ist die Plattform, die ich gestalten kann. Also, mein Gott, ich muss Auswege finden, meinen Channel nicht zu verunstalten wieder und wieder.
Ich bin sicher, dass es mir nicht gelingt, solange mir keine Gegen kraft zu stösst, die meinen physischen Abgesang wieder oder nochmals kippen kann. Ich brauche eine richtige Gegenkraft, kein schwammiges Scheinpflästerchen! Jedoch habe ich hiermit meine Absicht kund getan, und mich wenigstens selbst sensibilisiert auf den Erguss eines Leerlaufes, der meinen Alltag seit Jahrzehnten dominiert. Nun, da mein Roman beendet ist, ist nichts Greifbares mehr da. Ich bin hier, wie in eine Wüstenei geworfen, und schiele nach Wasser, damit eine neue Pflanze aus mir wachsen kann. Doch wovon nährt sie sich? Vielleicht ist diese Hürde od Grenze nicht mehr zu überwinden. Ich weiss es nicht.
Ich muss, in dem Moment, in dem ich wieder von Wut und Symptomklage übergossen werde, die Richtung abrupt ändern und eine Visualisierung versuchen. Von irgendwas.
Wie lange lange ist es her, als ich noch als Verkäuferin Parfüm verkaufte. Es war furchtbar anstrengend. Aber der Gedanke, dass ich einmal kurz arbeiten konnte, kommt mir wie ein Traum vor. In zweierlei Hinsicht.