Es gibt da zwei Spiegel: der Spiegel, den man vor Augen hat, der Spiegel, in dem man versucht, anheimisch zu werden mit sich selbst, und den man selbst gestaltet. Dann gibt es den Spiegel, den man nicht kennt, auf der andern Seite, durch den eine Art Resonanz zurückschwingt. In meinem Fall ist diese Resonanz nicht konvergent mit dem v.a. sprachlichen Stoff/Fluid, das ich in diesen, meinen Spiegel werfe. Per Zufall habe ich zum Beispiel gesehen, dass von meinen knapp 100 Youtube-Güxlern 91 Prozent U.S.-Amerikaner sind, davon 91 Prozent Männer….
Meine Frage oder Konfusion geht auch in die folgende Richtung: wie sehr kann frau sich der Rückwirkung entziehen, und wie sehr gleicht sie sich dem Geschmack irgendwie unterbewusst an, um nicht ganz zu verhungern, auch als bald fünfzigjahrige, armselige Frau, weil ja, sorry Butler, ich mich als Objekt erfuhr zeitlebens und weiterhin erfahre und Bezugnahme doch fast ausschliesslich über das Objekt läuft. Da wäre die universelle Sprache, einmal angenommen, aber summasumarum hier steht sowenig eine individuelle oder künsterlische Sprache zur Debatte, das Konzentrat also, mit dem ich den Spiegel schmücken wollte.
Ein Leben lang Wirkung erzielt lediglich durch das, worfür ich nichts kann: einen weiblichen Leib, ein weibliches Gesicht, mit grosser Freude daran ab dem 13. Lebensjahr, Freude an den Augen, die mir galten, oh, ja, ist das doch nun ein Spiegel geworden, den ich innert Kürze aus eigener Hand zerbrechen muss, ohne, dass irgendetwas Konsistentes von mir bleiben wird, von dem ich glaubte, ich hätte es erschaffen. Erschaffen aus einem Mangel an Selbstwert, erschaffen aus Lust, erschaffen aus eine prekären körperlichen Situation, erschaffen, um nicht einfach nur eine Tusse zu bleiben, erschaffen, um mich profund genug versenken zu können …
und nun das.
Je näher die Zahl Fünfzig für mich rückt, umso nervöser, angespannter und aufgekratzter werde ich. Ich kann mir kein Leben vorstellen ohne Anmut. Ich werde nicht mehr begehrt. Ich kämpfe mit dem äusserlichen Fall jetzt psychisch stärker als mit dem physischen Körper von dem ich nichts anderes kenne als Zerfall seit meiner Adoleszenz. Ich komme nicht dahin, bisher, durch ein Reifen, wo ich überleben kann als ich. Nur als ich. Für mich ist Gender Theorie, das Andere jedoch die Lebensrealität, nicht sind die verschiedenen Gleichen oder sich zueinander gesellenden Differenzen mein (Haupt)Anliegen. Für mich ist es das Andere. Das Andere, das zum Andern findet, obschon es immer anders ist. Rein hypothetisch.
Ich habe schon seit langem den Eindruck, nicht erst seit Byung-Chul Han es thematisierte, dass sich für mich nichts ändern kann, solange es das Andere nicht geben soll.