Zu diesem singulären gewaltigen Schmerz, den ich für einzigartig hielt, sind allmählich endlich neue Schmerzen und Verdrusse hinzu gekommen, verursacht durch andere Menschen resp Interaktionen. Ich bin froh, dass der Schmerz sich zu einem Sumpf ausweitet, dass er sich von seinem Ursprung und Cause löst und mich füllt wie ein dumpfer, alles dämpfender Wein. Ich vergesse nicht, aber wie erwartet, geschehen hie und da Dinge, die neuen Ärger und Ablenkung bringen. Jeder Schmerz ist mir recht, der sich über den ursächlichen legt, jeder Verdruss, den ich mit Menschen erlebe, am liebsten intensiv, ist mir recht! Ich möchte am Schluss so voller Schmerz sein, dass er keinen Ursprung mehr hat und die Spur zum Tag, da er aufklaffte, weil ich den einzigen inmerhin teilweise betörend empathischen Mann verloren hatte, eingegangen ist in ein nicht mehr unterscheidbares dumpfes Verbrennen. Jede noch so kleine Enttäuschung haut in die Kerbe, die ich einer einzigen echten, intimen Begegnung verdanke, ich bin voller kleiner Einschusslöcher als diese Wunde, die nun ihre vollkommene Autarkheit verlieren soll und verunstaltet werden, wie gesagt, durch weiteren zwischenmenschlichen Bullshit (mein Unvermögen ist ein Teil davon!) Enttäuschungen ohne Ende. Es ist aktuell, als stürzten die sakralen Betfiguren von ihren Emporen, die uralten biblischen Gesichter der Demut und Sanftheit, die die Zeit stillstehen lässt und an die Vernunft appelliert. Ich bin eingetreten und Teil einer rasenden Umgebung, die unentwegt von ihrem Kern aus davon schwimmt, die nie ankommt und da ist. Menschen umgeben mich so nah, Studio and Studio leben wir, Körper an Körper, fast, aber es gibt keinen Zugang zueinander, kein wirkliches Ankommen und bleiben miteinander. So verstärkt sich in mir das Gefühl von Fremdkörper, der ich bin, eng und anonym in die andern hineingequetscht, räumlich, die für mich auch Fremdkörper sind, obschon es Menschen sind. Und darum sage ich auch: lieber als in dieser Konstellation zu erstarren, will ich Begegnungen, die mich mit ihrer Unzulänglichkeit neu absobieren und verhauen, ich nehm das alles, ich will mich darin tränken. Ich möchte nur nicht allein sein und daran erinnert werden, dass das was ich verloren hab, einzigartig in seiner Kostbarkeit war, in seiner ganzen Imperfektion, inklusive seiner Dornen. Ich kann es nicht verstehen, nein, diese zwischenmenschliche Ödnis hinweg über Jahre und als Alternative, eine Alternative, die ich nicht wählen konnte, sondern, an die ich blind verfiel. Alles, was seither geschieht, ist ohne Kraft, ohne Berührung ausser der Schmerz. Ich kann nicht anhalten, habe nie wieder ausgeatmet in Lust und Entzücken. Also bitte: gebt mir soviel Schmerz und Bagatellärger wie möglich. Wenn es kein Glück gibt mit einem andern Menschen für mich, dann will ich nie wieder klar denken und fühlen können. Könnte ich durchs Leben rennen und bis zum letzten Augenblick mich komplett verirren und verlaufen, mich einbringen und verlieren in riesig gewordenen, unaufhörlichen und peniblen Nebensächlichkeiten. Hätte ich doch, in Gottesnamen, eine Pflicht, die mich völlig fertig macht.