3004_Diary_dieser komische Weg genannt marionroad

Lag etwas auf der Schulhausbank und blickte in den Sternenhimmel. Da dachte ich plötzlich daran, dass meine Corps-Pics (utopie du corps, Anlehnung an Foucaults Text, den ich noch posten will, Versuch zwei Spuren zu mixen) auf dem Netz erscheinen, wo jeder das sehen kann. Einen Moment lang fand ich das komisch. Dieser Kanal respektive Weg (Marionroad) kommt immer nackter daher, nackter als Prostitution, dahin dränge ich, irgendetwas in mir ist schamlos unverdeckt nackt, dachte ich. Einen Augenblick lang wollte ich zumindest das eine Bild (die eine Utopie!) löschen, aber dann fand ich: halt! Das Netz ist nicht real, und dass ich etwas so Nacktes tue, wie mein Inneres auf dieses Netz niederlegen, ist schizophren, denn etwas Nacktes, Organisches passt nicht auf eine digitale Oberfläche. Jedoch: darum geht es ja gerade! Oder andersrum: Gerade darum geht es eben nicht anders! Dies ist die Ambivalenz, die ich zu ertragen habe, dass ich wegen meinem eklatanten Mangel an realen Begegnungen, an Teilnahme am realen Leben, mich hier in diesen Zwischenraum drängen muss als das, was ich glaube, zu sein respektive falsch: als das, was ich aus mir mache respektive falsch: als das, was ich glaube, nicht zu sein, falsch, als das, was ich gerne wäre, falsch, als Facetten meiner Selbst, vielleicht richtig, vielleicht falsch, als mehr als nur ich, als weniger, wer weiss, als Utopie im Spiegel ausserhalb meines Körpers (ailleurs.) Würde sich dieses Vakuum der Selbstspiegelung transformieren, würde es zu Interaktionen, zu einer Kollision mit der Realität und realen Menschen kommen, würde ich dieses Stück gepostete Haut aber nicht anders beurteilen, als unter den gegebenen verdammten Umständen: dies ist, neben der Natur, mein Lebensort, dieser künstliche, digitale Zwischenraum, in dem ich für mich eine Art roten Teppich ausrolle, mich darüber erbreche, aber auch meine Utopien darüber streue, und mir hin und wieder ein fragmentarisches bisschen Arbeit (Literatur) abzwinge. (meistens aber nur noch Nacktheiten bringe: Distanzlose). Paradox. Ich möchte immer versteckt sein, immer real, bei mir, ich möchte gleichzeitig immer gesehen sein (nicht mit den Augen per se, with the Mind! Und ev. mit dem Herzen. Ist das nicht ein Teil des Minds?). Aber Allesinallem kann ich nicht aufhören, diesen Weg zu gehen, diesen Utopien nachzuhängen, solange es keine anderen Körper gibt für mich, keinen grossen anderen Körper, keine Kollision mit einem anderen Körper, worunter ich so halbwegs auch den Menschen fasse. Ich meine, okay, generell bin ich auch so, dass ich Körper und Ich trenne, je nach Kontext. Der Körper genommen als Körper ist ja, wie ich bei Foucault erfahre noch bei den Griechen einmal ein Begriff für Kadaver/Leiche gewesen, er ist also nichts als eine Art Blindgänger, wenn man das Bewusstsein, das ihn erfüllt, nicht dazu rechnet. Dies ist interessant, denn man sagt ja so daher, wenn der Körper stirbt, dann lebt die Seele weiter, sie schwebt aus dem Körper hinaus. Ob das eine massive inkorporelle (haha Foucaults Sprache) Utopie ist, die man dem Körper aufgebürdet hat, weiss ich nicht. Viele sagen, das Bewusstsein (oder eine Form von Seele) befindet sich ausserhalb des lebenden Körpers und der lebende Körper ist noch gefangen in dieser weiteren, grösseren Substanz. Ich finde aber, dummerweise, umgekehrt, das Bewusstsein (mein Ich) ist im Körper gefangen, der Körper umschliesst mein Bewusstsein, er ist diese schizophrene Erfahrung des zugleich: Hierseins-Ich-Seins- und zugleich-Anderswo-Seins, Nicht-Ich-Seins. Und also, je nachdem, ist der Körper für mich alles zusammen, der Organismus inklusive die Ich-Teile als Sedimente dieses Organismus‘, als charakterliche Spuren, die ganz sicher fast durch und durch biologisch geprägt sind, keine Ahnung. Aber, um auf das Problem der Nacktheit zurückzukommen: real ist die Berührung, alles andere ist Utopie und Wahn. Gute Nacht, Wahn. Gutenacht duloses, in dir erstickendes unbegreifliches, prekäres, jammer-volles ontologisches-Zahnzieh usw. Destin. Dein Weg ist unergründlich, du gehst ihn, ohne ihn gewählt zu haben. Deine Ergüsse ergiessen sich aus dir, unaufhaltsam, ohne, dass ich dagegen ankomme mit der Vernunft. Ich bin nicht ich, je icher ich werde, je icher ich wage zu sein, je weniger mir bleibt, zu verlieren, als das.

(29.8.22)

 

 

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