Bin kurz mal auf Twitter gucken gegangen, was das so ist. Ist mir nicht klar. Info-Tool?
Ich find das seltsam: ein weiteres Social Medium, wo es „nur“ um Informationsverbreitung geht….
… als ob es nicht genug Informationen zu fast allem und jedem gäbe …..
Was mich interessiert ist was anderes: was hinter dem Begriff Social steht, wer die Menschen sind …
Habe das auch während meiner 6 Jahre Facebook, wo man immerhin noch mehr Fläche für Kommunikation hat,
nicht erfahren.
Was ich hingegen erfuhr, war mein tiefer „Wert“ unter diesen Leuten und wie ich immer isolierter wurde,
je weniger gut und witzig ich drauf war. Ich erlebte wohl das, was man Mobbing nennt, ich wurde gecutet.
Ich möchte kein Retweeter sein, (obschon mich jetzt das Retweeen schöner literarischer Zitate auf Twitter lockt),
sondern jemand, der kommuniziert, sich zeigt, sich darstellt. Ich bin aber weit entfernt ein „normaler Selbstdarsteller und
Narzisst zu sein“. Ich sehe in der Selbstdarstellung eine Funktion zur Herstellung von qualitativer und gerne unbequemer
Begegnung.
Dies ist verpönt auf all diesen Kanälen. Es geht dort nicht um Beziehung. Nur um dieses lose retweeten und liken,
dieses Verbreiten von Information und eine Absegnung der Person, die sich in den Kreis der Bejaher einer Information
reiht. Profilierung derer, die schon von einem Geschwulst an Aufmerksamkeit erdrückt werden …. Zeitungen, Ernährung,
Gender, Klima …. Themen … differenziert in Unterthemen.
Zurzeit habe ich auf Twitter ich 1 Follower.
Nicht, dass es mich noch gross beschäftigt, denn während meiner Jahre auf FB habe gemerkt, dass ich Phasen habe,
wo mir all der Small Talk einfach nichts mehr bedeutet, wo ich auf alles verzichten musste, wenn ich keine echten, tiefen,
unbequemen Begegnungen haben kann, die man Beziehung nennen könnte: Beziehungs-Akte, meine ich.
Es waren bittere Erfahrungen, am Schluss mausallein dazustehen und am Anfang Mückenschwärme zu locken.
Nun bin ich ja hier, auf meiner eigenen Website zu hause, und dies ist der Ort, wo ich meine tatsächliche Beziehungsfähigkeit lebe,
allein mit meinen Bezügen und stimmlichen Interaktionen.
Ich habe jedoch einen Mangel an emotionaler Nahrung durch ein Aussen, einen Mangel, der mich krank macht und mir eventuell das Leben kosten wird.
Aber ich bin auch nicht mehr kompromissfähig (oder aktuell nicht). Meine Ambivalenz meinem „eigenen Wert“ gegenüber ist riesig, ich könnte nicht mehr, wie als Göre, lauter Leute unschuldig zur Begegnung nötigen.
Ich habe es so viele Jahre getan.
Das ändert nichts an meiner grundsätzlichen Offenheit Menschen gegenüber. Und auch nicht an meinem schnellen Desinteresse, wenn ich keine Substanz herstellen kann. Man kann das auch eine Form von Erwartungshaltung oder Egoismus nennen:
das sich Versperren (müssen) gegenüber allem Angenehmen und Umgänglichen.
Oder ist es eine Selbstbestrafung?
Es ist nicht so, dass ich nicht weiss, wie Umgänglichkeit geht, ich könnte es wahrscheinlich anwenden, aber ich kann dem nicht mehr trauen. Irgendwie so.
Ich habe Cioran retweetet. Und werde Cioran retweeten.