Eclats de Minutes_Brombeerhain_in Anlehnung an ein Gedicht von Gabriela Mistral



Du gingst mit mir durch deinen Brombeerenhain.

Nesselgestrüpp und Dornen keilten uns ein.

Du gingst vor mir, ich hinter dir.

Die Sonne warf goldene Flecken ins Laub.

Wir kamen zur Autobahn, Schilder mit

Städtenamen spannten darüber:

Homeland welcomes you!

Alles war Lockung, die sich öffnete,

Ferne in einer betonen Schneise, die weder

endete noch begann. Ich wollte

etwas sagen, wie: „Hier!“ Doch die

Sonne leuchtete mit dem Silberkies um die Wette,

Migros-Schriftzug und Fabriken glänzten

wie gigantische Korallenriffe, blutrot entbrannt

waren alle namenlosen Stoppeln, dreckige

Büscheln bestäubter Zauberglitter.

Besser als jeder Copacabana-Fake, war’s, allemal.

Du gingst vor mir, aber ich dahinter.

Als sie an der Ecke schon auf dich

wartete, und du fort gingst an ihrer Hand.

—-

You now leaving Homeland.

Thank you for your visit.

—-

 

(28.6.22)

 

 

(Ich hatte lange einen Gedichtband der chilenischen Dichterin von Gabriela Mistral, ihre Gedichte waren atemberaubend traurig und schön, 1945 erhielt Gabriela Mistral den Nobelpreis für Literatur. Das Gedicht, an das ich mich anlehne, begann so:

„Er ging mit einer Andern.
Samten der Wind.
Im Frieden der Weg.

Der Weissdorn brach auf,
vorbei weht ein Lied.“

 

Dann weiss ich nicht mehr weiter.

Dieses Gedicht nun, soll, wenn möglich einen Abschluss fixieren, was diese Erinnerungen aus Brügg für mich betreffen. Noch gibt es tausend Momente, in denen alles wieder da ist, vor mir als Gegenwart! Es ist, als hätte ich kein normales menschliches Zeitgefühl, sondern lebte Gegenwart prolongiert, immer wieder neu, als sei sie gerade eingetroffen. Es kann mit meiner Erkrankung zu tun haben od aber mit der chronischen Ereignisarmut meines Lebens. Auch mein Körper erlebt Vergangenes immer wiederholt als Flashback, die wenigen Momente, in denen ich etwas Grosses erlebte, scheinen zu intensiv, als dass ich sie hinter mir lassen könnte. Ich bin physisch aus der Zeit gefallen, Leben, das mir zustösst, muss ich wieder u wieder verarbeiten…..ich lebe im Danach, wo andere längst in der Zukunft angekommen sind, ich muss mit dem ganzen Organismus, der ganzen Seele fertig werden mit dem, was ich nicht in einem einzigen mal aufnehmen u verarbeiten kann.

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