Alle Bekanntschaften, die ich noch habe, tun mir weh, Raven. Sie zerren an mir, ohne, dass ich sagen könnte, warum.
Es ist, weil sie bestätigen, dass ich gelebt und viele Jahre in ihrer Anwesenheit verbrachte, kämpfte und einen Umgang suchte.
Aber jetzt, seit ich der Irrtum bin als Mensch kann ich im Prinzip niemanden mehr sehen, mit dem/der ich eine Vergangenheit habe….
Weil ich nicht mehr daran erinnert werden will und kann, ohne, dass ich laut schreien möchte.
Ich möchte irgendwo hin, wo ein neuer Mensch ist, der mich nicht kennt, nur aufnimmt, und in seinen Armen mich bedrogen und dumpf und satt werden vor Erfüllung wie ein Baby.
Ich möchte, wenn ich schon nicht fliegen kann, Raven, mich in einem Andern komplett vergessen und ein letztesmal auflösen.
Aber es ist alles voller Mauern und Wände. Und wenn man jemanden trifft, den man an sich drücken und fröhlich werden möchte, muss man sagen, wer man ist, seine Geschichte erzählen. Und alles ist verloren.
Die eigene Biografie, die eigene Persönlichkeit, der Kern seines Seins und Identität; alles ist im Weg, wenn es darum geht, sich jemandem zu geben und von jemandem genommen zu werden.
Gratis sich verschenken, was tönt einfacher?
Was ist passiert, dass dieser Reichtum nicht an der Strasse liegt? Dass ich Menschen nötigen muss, um überhaupt stehen zu bleiben und mit mir ausführlich zu reden?
Die Mutter liebt das Kind, schrankenlos, bedingungslos. Hat das Kind nicht alles mitgekriegt, um das Paradies halten und pflegen zu können, später?
Ein eisiges, mit Nägeln durchzogenes Brett liegt auf meiner Brust, Raven. Die Nägel sinken in mein Fleisch und mit dem Schmerz zusammen versinke ich in der Ohnmacht.
Es ist auswegslos.
All meine Battles sind verloren.
Ich torkle und wanke durch meinen kleinen Raum, der vom Fluss abgeschnitten ist.
Es gibt auch keine befahrbaren Nebenflüsse.
Ich warte, bis ein Schiff mich endgültig versenkt.
An meiner Stelle sollen Blumen sein, Gräser und Bäume.
Raven.