Immer öfter frage ich mich, warum u wie ich so hoch pokern respektive diesen radikalen Weg einschlagen konnte. Die eine Antwort darauf ist einfach u geht auch als Ausrede hin:
Weil mein Leben ab Zwanzig physisch so prekär war, dass ich gar nicht wirklich einen beruflichen Kompromiss anstrebte. Nicht, koste es, was es wolle.
So bin ich also ohne zu Zögern dieser Eingebung gefolgt, mein dichterisches Potential zu ergründen, indem ich mich fast mit maschinellem Eifer, fast protestantisch, ins Schreiben hineinwühlte.
Aber die andere Antwort ist vielleicht wirklich einfach nur: Flucht von einem Wahnsinn in den nächsten. Denn nach so vielen Jahren Berauschung an meiner Diktion bin ich aufgewacht: und zwar leider wieder als der autistische, nicht lebensfähige, nicht gesellschaftsfähige Mensch ohne Selbstbewusstsein, der ich zuvor war—- als junges Mädchen—-
ehe ich mich selbst bezauberte u berauschte mit der Euphorie, Dichterin zu werden resp es ja bereits zu sein….potentiell
Ev besser gewesen als andere Drogen zu nehmen.lol
Sicher hätte ich irgendwann zw 38 u 40 ein realistisches berufliches Ziel ins Auge gefasst, sowas wie einen Zweitweg.
Das war, als die ME endgültig zuschlug; im entscheidenden Moment.
Schicksal oder Fluch.
Erwachen jetzt höllisch.
Aber wer weiss, vielleicht hat es auch seine Vorteile, keine Wahl zu haben. Generell.
Ich versuche auf jeden Fall Kertesz ‚Liquidation‘ in mein letztes Kapitel aufzunehmen. Diesen abschließenden Roman, in dem ein Lektor namens Keserü (Bitter)! das verschwundene Manuskript seines Freundes Be sucht…..
Be ist nicht mehr da, sein Schicksal (Jude u KZ) hat ihn eingeholt, er ist aus der Welt geschieden mit den folgenden Worten:
‚Ich habe ein Wesen geformt sanft und zerbrechlich, das ich nun wieder zerstöre.‘
Was Keserü nicht weiss, ist, dass Be seiner Freundin anordnete, das Manuskript zu vernichten, quasi als letzten Liebesbeweis…
Keserü, der selbst durch seinen Autoren Be gelebt hat, steht der Liquidation seines Verlags gegenüber….
Aber diese Liquidation nimmt quasi von Keserü Besitz. Er glaubt, dass es keine Geschichten mehr gibt….
Ich weiss nicht….vielleicht ist es anmassend von mir, Imre Kertesz in meine Arbeit zu integrieren…. ich masse mir an, etwas über das Leben in der Grauzone, dem Ausnahmezustand, auf der abgewandten Seite zu wissen… ja, darüber weiss ich etwas. Aber berechtigt es mich, mich in meinem „Verschwinden“ auf einen Mann zu beziehen, der der Vernichtung entkommen ist?
Hm. Aber ich beziehe mich ja auf ein Werk des Dichters, nicht auf sein Leben…. genaugenommen beziehe ich mich auf sein letztes Werk ‚Liquidation‘, in dem es ebenfalls ums Verschwinden geht, um die Frage, wie Geschichten sichtbar gemacht werden…
….in dem man sie erzählt (so Keserü od Be?)
Und aber auch um ihre Angreifbarkeit.etc