1. August

Ich berühre mit den Augen das Wasser.
Noch ist es drückend heiss.

Im kleinen Becken wird quirlig geplanscht,

im Grossen kreisen die Schwimmer wie Schwergewichtler.
Ein Kind trippelt mit einem lebensgrossen Luftmatratzen-Eis vorbei.

Am Schönsten sind die Saltos der Jungs auf dem Springturm.
Die zu früh aufklappen und da festfrieren einen Augenblick;

Als verzappeltes Wagnis in der gleissend hellen Luft.

Ich schaue auch dir beim Schwimmen zu.
Im Wasser bist du ein Anderer, ein Freier.
An Land ein Sklave einer Galeere. (auf deiner Arbeit)

Aus deinem Kopfsprung wird ein einziger, langer Schwimmzug, der das mittlere Becken durchtrennt, tief und atemlos, wie ein Biber oder Aal.

Du schüttelst dich vergnügt, und du sagst:
Ganz aus Zufall stiegen wir aus dem Wasser,
komm auch rein! Du, ein Pedant am Schreibtisch, der die Kleider mühevoll faltet, nachdem er sie auszieht. Der auch diese Bahnen zieht, aber nicht im Wasser! Im Wasser sich selbst ist!

Ich sage: nein, die Hitze betäubt mich. Nein, ich bin ein Klunker, der untergeht, mit einem
Körper des Herbstes. Ich, dein Spielverderber,
ich hasse das Schwimmbad!

Wir gleiten die Stufen hinab. Bis die Füsse frei sind. Wie kühle Biskuitcreme umfängt mich das Wasser.

Die Oberfläche, auf der ich dich trage,
ist so blau wie deine Augen, zart und kieselig.

Und dann wird alles dunkel. Mücken verfahren
sich in den Wimpern. Hitze sich nun in Wolke verkrallt.

Die Betäubung fällt von mir ab. Ich will aufstürzen vom Stein, den ich mit meinem Schweiss durchtränkt habe. Ich habe angst, es nicht mehr zu schaffen, will zurücklaufen in den Sommer.

Im Wasser kann man  jemanden mühelos tragen, auf Händen. In dem man ihn bloss berührt.

Aber etwas ist nun zuende.

Das Gewitter zuerst. Und dann die Melancholie.

(2.8.24)


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