Der Eiszapfen
Es heisst, es gibt ihn.
Unter dem Dach im Schatten,
ein Rettich, faustgross.
Wenn es kalt bleibt, soll er da wachsen.
Es heisst, ihm ist immer warm.
Nur die er umgibt, die frieren.
Da es nun Minus bleibt,
kann er da nicht brechen.
Ich kenne niemand, der so ist.
Wächst im Eis und weint in der Sonne.
Denn so einen hab ich nicht gefunden.
Fand allerhöchstens einen Stummel.
Zerbrach, sobald ich ihn berührte,
Wurde Wasser in meiner Hand.
Sie erzählen Dinge, die nicht stimmen.
Über den Eiszapfen.
Über alle Dinge.
Es heisst, es gibt ihn, gross
wie ein Rettich,
es heisst, ihm ist immer warm.
Es heisst, er kann nicht brechen,
hält die Kälte ihn zusammen,
dann wächst er.
Er hasst die Verwandlung.
Aber verwandelt er sich nicht,
bis ins Unkenntliche!?
Ist er nicht ein Riese!?
Zerbricht er nicht, zerläuft er
nicht in meiner Hand!?
Nun, da es warm bleibt
gibt es ihn nicht.
(25.1.23)
Frost
Von Innen getaut.
So offen warst du.
Rechnetest nicht mit dem Frost,
wenig später.
Es begann mit einem hohen Rieseln,
die Art, wie Nachtgespenster singen.
Kleine weisse Spänchen gegen das
Membran gepinnt.
Schockstarre, am nächsten Morgen.
Du hättest es nie geglaubt!
Und wie er zustach aus dem Hinterhalt.
Überraschte die Verletzlichsten auf ihren
weichen Pfaden. Waren Wehrlose,
füreinander warm getaut.
Verklumpte sie, vermummte sie.
Und nun sind alle mit dem———- Frost
getauft.
(2.23)