Meiner Nichte gewidmet
Unter der künstlichen Himmelskuppel läufst du, entlang der Wege, immer leicht bergab, bis zum tiefsten Punkt des Felsgesteins, wo sie hängen, wie Schneegestöber, über dem Quell.
Wie eine Irre, wirklich, schweissnass, und neben dir das Pfauenauge, der Zitronenfalter, Admiral, als eine Rollstuhlgängerin ihn dir versperrt, deinen Weg.
Der Hals versteift, das Gesicht pergamenten,aus zwei Augenwinkeln schaut sie auf ihren schmalen Handrücken, wo der blaue Morpho sitzt, zur Ruhe gefältelt.
Du starrst abwechselnd auf den blauen Morpho, dann auf die Augenwinkel in einem Gesicht, wie aus Gips, du starrst und starrst, und du schlüpfst fast in die Sitzende hinein.
Darfst ihn nicht berühren. Mahne ich.
Ein Schmetterling, den du berührst, wird
löchrig und stirbt vielleicht! Komm weiter!
Mahne ich und schaue kurz weg. —
Dein kleiner Zeigefinger muss einmal
vor- und zurück geschnellt sein.
ein Scheintupfer, nur. Denn du lachst.
Ich lache, die Frau lacht,
duuu laaaachst.
Und der grosse, pergamentene Flügel,
ich meine, der Flügel des Zeltes,
den das Sonnenlicht flutete,
wird durchsichtig und bricht ab.
Frei für die Zukunft, meine Liebste,
sind deine Schmetterlinge.
(2003/25)