Einen besonderen Namen habe ich nicht.
Versuche, mich zu bezeichnen und einen Namen für
mich zufinden, missrieten. Ich könnte dies oder jenes sein.
Und bleibe doch entweder vulgär oder klinisch.
Ein bisschen komisch, wenn man bedenkt, dass
ich ein echter Hort bin, zumindest in der
Mythologie. Ich schüre dort u.a. sogar Ängste vom
Verschlingen.
Vieles, das sich verstecken muss, ist etwas gross geraten.
Immerhin gehen die Verbindungen, die ich schaffen könnte,
von der Mitte aus. Ich kann gebären und empfangen,
soviel ist bekannt.
Aber wenn ich sage Mitte, dann meine
ich eher: ich glaube, ich kann gegensätzliche Kräfte
in mir vereinen! Ich glaube, ich bin eine Verwandte
der Wurzel! Wie unzeitgemäss!
Da mich Doppeldeutigkeit und Scham
umranken, ich mich selbst schäme, trete ich so gut
wie nie ins Licht.
Mein Lumpen war elf Jahre alt, da trat er einmal auf einen
Hocker, näherte sich dem Spiegel bis auf wenige
Zentimeter und riss an meinem frisch geschlüpften Blatt.
Wenn mein Lumpen im Reitunterricht den Galopp machte,
hoffte er immer, dass ich nachher wieder so aussehe,
wie vor meiner Verblätterung.
Männer kannten mich dann eher vom Hörensagen.
Einige waren in mir, ohne mir zu begegnen.
Mein Lumpen begegnete mir darum oft nachträglich
selbst.
Zu behaupten, dass ich für mich selbst einstehe, dass ich
empanzipiert bin, ist nur ein weiterer Versuch, mich
immer wieder neu zu verschleiern.
Mein Lumpen hat mir gesagt: ich habe versucht, mehr
zu sein, als du. Ich dachte, vielleicht hebt das deinen
Makel auf.
Ich habe gefragt: Was ist mein Makel?
Mein Lumpen hat mir gesagt: Auch habe ich dich in
den Vordergrund gestellt. Ich dachte, vielleicht kriege ich
ein Ansehen, wenn ich dich als Vorwand vorschiebe.
Ich wollte wissen: Ja aber wofür und wozu?
Mein Lumpen hat mir gesagt:
Ein Geschlecht kann nicht reden.
Aber du musst wissen: Ich bin ein weiblicher Lumpen!
Ich habe gefragt: Soll das etwas Besonderes sein?
Mein Lumpen hat nichts mehr gesagt.