Der Doktor urteilte: dies sei sonderbar:
dieses Zahnweh zwischen den Beinen.
Mit einem Schaber langte er mir in den
Mund und betippte mit der Glühnadel den
Eiterherd zwischen den zwei hintersten
Zähnen: dem Stockzahn, vielleicht und dem
Weisen.
Es tat weh, wie nichts Bisheriges. Dieses
Antippen. Ich hörte mich wie eine
Entbinderin schreien. Dann muss ich kurz
ohnmächtig geworden sein.
Ich dachte, ich sei Maria und hätte den
kleinen Jesus verschluckt. Als
Milchzähnchen.
Als ich die Augen wieder öffnete, zitterte
über mir mein Traumfänger und ich rief
nach dem Schmetterling, dessen
Bauchfänger ich nicht mehr war.
Es tat verdammt weh. Mir die Mitte haltend,
humpelte ich zum Telefon und rief einen
Doktor. Für Notfälle.
Er habe noch nie eine Patientin getroffen,
die in meinem Zustand über Zahnschmerzen
klage. Urteilte er. In welchem Zustand bin
ich? fragte ich. Der Doktor antwortete:
In einem Zustand als eine ein Lebenlang
zahnlos Gebliebene!
Niemand half mir wegen dem uralten,
nichtigen Schmerz. Also zückte ich einen
metallenen Nussknacker und führte ihn in
die Lücke zwischen den Reihen. Es war eine
Lupe, mit der ich etwas genauer sehen
konnte. Nur freche Zungenspitzen passen da
hindurch. Kam ich zum Schluss.
Nachdem die Chirurgen mit ihrer
Weisheit zuende waren, legte ich das
gezogene Raubtier in das Döslein.
Zum blind verschluckten Jesüsschen.
Es tat wieder weh. Tausenmalmehr weh als
Zahnschmerzen. Aus meinem versenkten
Gaumen tropfte das—- tropften die
Giessbachfälle.
Ich presste zuerst das Kissen dagegen.
Und nahm dann den Stoffaffen.
(3.2.2021)
Version II, für SpokenME:
Psychalogik
Der Doktor urteilte, dies sei sonderbar: dieses Zahnweh zwischen meinen Beinen.
Mit einem Schaber lange ich Ihnen nun in den Mund und betippe mit der Glühnadel den
Eiterherd zwischen den zwei hintersten Zähnen: dem Stockzahn, vielleicht und dem
Weisen.
Doktor, es tut weh! Wie nichts Bisheriges. Dieses Antippen!
Ich hörte mich wie eine Entbinderin schreien. Dann muss ich kurz ohnmächtig geworden sein.
Ich dachte, ich sei Maria und hätte den kleinen Jesus verschluckt. Als Milchzähnchen.
Als ich die Augen wieder öffnete, zitterte über mir mein Traumfänger und ich rief nach dem
Schmetterling, dessen Bauchfänger ich nicht mehr war.
Doktor, es tut verdammt weh! Mir die Mitte haltend, griff ich nach dem Handy und rief einen
andern Doktor. Einen für Notfälle.
Der Doktor urteilte: Ich habe noch nie eine Patientin getroffen, die in Ihrem Zustand über
Zahnschmerzen klagt. Wirklich sonderbar.
In welchem Zustand bin ich?
In einem Zustand als eine ein Lebenlang zahnlos Gebliebene!
Doktor, es ist dies: Niemand hilft mir wegen dem uralten, nichtigen Schmerz.
Der Doktor: Dafür bin ich ja da. Ich zücke nun einen metallenen Nussknacker
und führe ihn in die Lücke zwischen den Reihen. Es ist eine Lupe, mit der ich etwas genauer
sehen kann. Nur freche Zungenspitzen passen da hindurch. Haha.
Der Doktor ist mit seiner Weisheit zuende. Also lege ich das gezogene Raubtier in das
Döslein. Zum blind verschluckten Jesüsschen.
———- Ahhhhhh—–
Es tut wieder weh!! Tausenmalmehr weh als Zahnschmerzen! Aus meinem versenkten
Gaumen tropft es—- tropfen—
Ich presse das Kissen dagegen, zuerst. Und nehme dann Stoffaffen.
(27.3.2021)